Ein halbes Jahr schwebte die Idee in den Köpfen, bevor die Proben begannen. Als am Sonntag dann die Lichter in der Semperoper erloschen, das aufgeregte Murmeln der Zuschauer verstummte und das Junge Sinfonieorchester Dresden mit der Ouvertüre begann, hatte das Warten ein Ende: Der Vorhang öffnet sich für die Premiere von »Die Konferenz der Tiere«. Reporter Erich (Tom Quaas) begrüßte das junge Publikum. Und das erste Tier ließ nicht lange auf sich warten: Eisbär Paul trat auf, der sich von Erich nicht zurück ins Kalte, sondern nach Afrika schicken ließ. Seinen Fehler zu spät bemerkend, reiste der Journalist kurzerhand dem Eisbären hinterher; die »tierische Revue« hatte begonnen.
Über 30 Kinder mimten in liebevoll gestalteten, bunten Kostümen die Tiere der Savanne. Musikalisch erkannte man Themen aus der Ouvertüre wieder. Nachdem die ersten Annäherungsversuche zwischen den Tieren aus Afrika, Erich und dem Exoten Paul geglückt sind, erzählen die Tiere: von immer kleiner werdenden Reviere, vermüllte Landschaften und Minenfelder, Kindersoldaten. Um dem endlich entgegenzuwirken, wird die Konferenz der Tiere einberufen. Damit die Nachricht die ganze Welt erreicht, setzt man auf das moderne Kommunikationsnetz der Papageien. Ein Dutzend Kinder steckt dabei in schillernd roten Kostümen und zeigt steppend, wie das Verbreiten von Neuigkeiten funktioniert. Immer mehr Tiere stellen sich vor und klagen ihr Leid. Alle hoffen auf ein positives Ergebnis der Konferenz. Doch die Menschen lehnen alles ab und lassen nicht mit sich reden. Auch Ratten- und Mottenplagen können die Herrscher nicht überzeugen, auf die Forderungen der Tiere einzugehen. Mit der Entführung aller Menschenkinder wollen die Tiere nicht nur ihren Standpunkt verdeutlichen, sondern auch dafür sorgen, dass die Kinder in einer besseren Zukunft leben sollen. Wie die Menschen reagieren, bleibt offen; ein moralischer Appell an das Publikum, dann ist das Stück vorbei.
Die Kinder und Jugendlichen bekamen einen feurigen Applaus für die wunderbaren zwei Stunden. Für alle Beteiligten hatte sich die harte Arbeit gelohnt, und so genossen sie ihren großen Moment. Neben der beeindruckenden Leistung der Schüler ist vor allem die musikalische Gestaltung hervorzuheben. Komponist Wulff-Woesten bediente sich zu gleichen Teilen aus Klassik, Romantik, Jazz und Populärmusik. Viele Motive hatten hohen Wiederkennungswert und zogen sich durch das gesamte Stück. Zu keiner Zeit wirkte die Musik platt oder wie einfache »Kindermusik«, immer hatte sie einen hohen künstlerischen Anspruch. Bemerkbar war dies besonders beim Auftritt der Kojoten, dem ein fast Wagnerianisches Hörner-Thema zugrundelag.
Abstriche musste man leider beim Libretto machen. Manfred Weiß gelang es nicht, den Spagat zwischen Kinder- und Erwachsenenunterhaltung zu finden. Die Texte wirkten an einigen Stellen aufgesetzt und die Reime erzwungen. Letztendlich waren es die 150 Kinder und Jugendlichen zwischen 7 und 18 Jahren, die es schafften, die inhaltliche und musikalische Botschaft zu transportieren. Sie waren begeistert und konnten begeistern. Damit ist guter Weg gefunden worden, junge Menschen an das Musiktheater, fernab von Musicals, heranzuführen.