Für viele kam die Entscheidung im Sommer überraschend. Der Universitätsmusikdirektor Richard Hughey entschied sich kurzfristig, Dresden zu verlassen und eine Stelle in seinem Heimatland, den USA, anzunehmen. Martin Morgenstern hat den Dirigenten nun über seine ersten Erfahrungen als "Direktor für Orchesteraktivitäten" an der Western Illinois University befragt.
Richard Hughey, nach fünfzehn Jahren sind Sie wieder in der Heimat angekommen. Aus George Bush ist inzwischen George W. Bush geworden – was hat sich sonst noch verändert?
Viele denken, daß alles in Deutschland sehr bürokratisch ist. In den USA ist es noch viel schlimmer. Es dauerte Wochen, nur mit den verschiedenen Bedingungen, Computerprogrammen, mit Online-Formularen etc. zurechtzukommen. Das elektronische Zeitalter hat sicherlich viel positives mit sich gebracht, aber nicht alles finde ich gut. Vor siebzehn Jahren hat man mit einander übers Telefon gesprochen, oder gar miteinander persönlich geredet. Jetzt wird an der Uni viel zu viel über E-Mail abgewickelt.
Was sind Ihre neuen Aufgaben an der Universität?
Hier in Macomb bin ich "Director of Orchestral Studies". Zusätzlich hat man mich an meinem ersten Arbeitstag zum Koordinator der Streicherabteilung ernannt. Ich habe das Sinfonieorchester, mit den üblichen Proben und Konzerten, und betreue auch Kammermusikgruppen. Dieses Semester haben wir drei verschiedene Programme aufgeführt, unter anderem mit dem Mandolinenkonzert von Kuwahara, das wir in Dresden mit der TU-Kammerphilharmonie gespielt haben. Susanne Riedel, die damalige Solistin, ist jetzt Praktikantin in Atlanta, Georgia. Sie fliegt übermorgen nach Macomb und wir haben zwei Proben und dann das Konzert.
Eine wichtige Aufgabe ist auch, die vielen High Schools im Bundesstaat Illinois zu besuchen und mit den Orchestern an diesen Schulen zu arbeiten. Vor etwa drei Wochen war ich in einer High School, Neuqua Valley High School, in einem Vorort von Chicago, wo die Schule 300 Streicherschüler hat, die in fünf Orchester spielen. Es gibt natürlich auch kleinere High Schools, mit einem Orchester mit 20 oder 30 Schülern. Das hier alles kennenzulernen und mit den Orchesterdirektoren und den Schülern zu arbeiten, macht mir sehr viel Spaß. Nächstes Semester kommen dazu noch zwei Dirigierklassen, die ich hier an der Hochschule leiten werde.
Wie läßt sich die Orchesterarbeit in Macomb an? Haben Sie manchmal Sehnsucht nach dem TU-Orchester?
Die Musikstudenten hier sind sehr willig und versuchen sofort alles umzusetzen, was ich ihnen sage. Es ist natürlich eine etwas andere Kultur als in Dresden, aber wir haben uns sehr schnell gefunden und die Fortschritte sind wirklich beachtlich. Ich vermisse sehr die guten Freunde, die ich in beiden Orchestern an der TU-Dresden habe.
Wie sieht es mit der Planung für den nächsten Lausitzer Opernsommer aus? Wird es ein Wiedersehen mit Old Europe geben?
Die Planung für den Opernsommer geht gut voran und ich werde auf alle Fälle im Sommer 2008 wieder in Deutschland sein. Ich freue mich schon sehr darauf!
(Foto: M. Creutziger)