Anne-Sophie Mutter (Foto: Harald Hoffmann, DG)
Ikeba? Ayami Ikeba? Das ist der Name einer Klavierprofessorin an der Universität für Musik in Graz. Die verdiente Pianistin hatte heuer die Ehre, Anne-Sophie Mutter beim ausverkauftesten Konzert der diesjährigen
Musikfestspiele in der Semperoper zu – ja, zu begleiten. Der vielfarbige, anspruchsvolle Klavierpart der Sonate d-Moll op. 108 von Johannes Brahms etwa – die Sonate ist dem Pianisten Hans von Bülow gewidmet! – verblasste vollständig hinter den klug gesetzten musikalischen Höhepunkten, der geigerischen Strategie einer ins Extreme getriebenen dynamischen Bandbreite vom fein singenden Piano bis ins krachende, geräuschhafte Sforzato. Die Grande Dame der geigerischen Zunft hätte sicherlich gern den interpretatorisch ebenbürtigen Partner neben sich geduldet, allein: da war nichts. Nettigkeiten, Allerweltskorrepetition: so begleitet man nicht Anne-Sophie Mutter.
Wie immer, wenn das gedruckte Programm eines Weltstars nach der Pause etwas schütter ausfällt, war mit einem reichen Zugabenstrauß zu rechnen. Mutter glänzte mit drei feurigen Bearbeitungen von Ungarischen Tänzen für Violine und Klavier, die die Pianistin endgültig zur bescheidenen Stichwortgeberin werden ließen. Am Applaus abgelesen, war das Publikum indes höchst zufrieden. Um Prof. Ayami Ikeba, immerhin einst Gewinnerin des renommierten Internationalen Busoni-Wettbewerbs, zu hören, waren wohl einfach zu wenig gekommen.
Martin Morgenstern