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Die Finalisten der Competizione dell´ Opera 2008 stehen fest

Vorhang auf für die Finalisten (Grafik: competizionedellopera.de)

Hoffnungen auf den Einzug ins Finale hatten sich über 600 junge Sängerinnen und Sänger gemacht. 123 von ihnen waren ihren Hoffnungen näher und nach Dresden gekommen, um in

den beiden ersten Runden das Semifinales einen der begehrten Plätze in der zweiten Runde zu erringen. Am Sonntag sangen im Stammhaus der Radebeuler Landesbühnen 42 Sängerinnen und Sänger vor Jury und zahlreichem Publikum um einen der begehrten zehn Plätze des Finales, bei dem es um die drei Preisträger und den Preis des Publikums geht.

42 Sängerinnen und Sänger, unter ihnen kein Vertreter Deutschlands mehr, und auch keine Absolventen der Dresdner Hochschule, gaben ihr Bestes. Es war eine Runde des Vorsingens mit Höhen und Tiefen, mit so spannenden wie existenziellen Momenten, mit Überraschungen und Enttäuschungen auf dem Podium und im Saal. Nicht selten gerieten die Vorträge der von der Jury verordneten Stücke ungewöhnlich lautstark, verdrängten Demonstrationen technischer Verblüffungseffekte mangelndes Empfindungsvermögen oder Individualität. Die Absichten der Jury bei der Stückauswahl erschlossen sich nicht immer. Am Ende müssen zehn Finalisten benannt werden. Gänzlich eindeutige Zustimmung seitens des Publikums und der gespannt wartenden Mitbewerber nur zwei der Auserwählten. Jubel für den 31 Jahre alten Tenor aus den USA, einhelliger Beifall für die 25jährige lyrische Mezzo-Sopranistin Stefanie Atanasov aus Österreich, die derzeit zum Ensemble der Staatsoper Dresden gehört. Der Tenor punktet mit Puccini, „Che gelida manina“ aus „La Bohème“, die Mezzo-Sporanistin mit Mozart, „Parto, Parto“ aus „la Clemenza di Tito“.

In der Wartezeit sagt mir Stefanie Atanasov, dass sie es locker sehe mit dem Wettbewerb. Wenn sie ins Finale komme, sei das natürlich großartig, aber die Welt gehe nicht unter, wenn es nicht klappt. Die Arbeit der Vorbereitung und die Teilnahme, das lohne allemal. Stefanie Atanasov hat in Wien bei Christa Ludwig studiert, ihrem großen Vorbild, die sie weiterhin konsultiert, entwickelt sich in Dresden weiter unter Anleitung von Elisabeth Wilke, und möchte ihre Art des an Mozart geschulten italienischen Singens einbringen. Und sicher konnte sie die Jury überzeugen durch ausgewogenen Klang, durch sensible Interpretation, einer Technik die dem Gesang dient, ihn nicht nutzt um die Erreichbarkeit von Finessen zu demonstrieren. „Kunst machst du nicht mit dem Kopf, sondern mit der Stimme“, zitiert sie Christa Ludwig. Stefanie Atanasov, die als Kind zu singen begann, mit 13 zum Muiscal wollte und spätestens mit 16 wusste, dass es die Oper und der klassische Gesang ist, fühlt sich im Dresdner Ensemble gut aufgehoben. Demnächst mit Mozarts Dorabella an der Seite einer so erfahrenen Kollegin wie Ute Selbig, mit dem Hänsel in Humperdincks Märchenoper, mit dem Debüt als Octavian, das an einem kleineren Haus geplant ist, erfährt sie Forderung und Förderung. Für weitere Wünsche, etwa im französischen Fach, oder bei Richard Strauss mit dem Komponisten in „Ariadne auf Naxos“, kann sie sich Zeit lassen. Ob sie im Finalkonzert mit Mozart, Rossini oder Händel antreten muss, bestimmt die Jury.

Deren Mitglieder hatten es nicht leicht mit der Auswahl der zehn Finalisten. Das bestätigen sowohl die Dresdner Gesangs-Professorin Christiane Hossfeld, als auch Jochen Breiholz, Director of International Relations von der Lettischen Nationaloper in Riga, der zum ersten Mal in der Dresdner Jury arbeitet. Beide sagen, dass man in dieser Funktion auch mithören müsse, wie die Sängerinnen und Sänger sich zunächst präsentierten, bevor sie sich jetzt mit einer Pflichtarie zu beweisen suchten. Breiholz, der als Juror etliche Wettbewerbe kennt, als Musikjournalist und von der Arbeit in Riga her beste Erfahrungen nach Dresden mitbringt, ist angetan von der Gesamtqualität dieses Wettbewerbs. Zunächst die gesammelte Kompetenz der Jury, der hohe Anspruch, mit dem sich die Kandidaten stellen, und der nicht zu unterschätzende Ansporn, in einem Haus wie der Semperoper das Finale zu bestreiten. Es gehe letztlich nicht um die „Superstimme“, es gehe um die Entdeckung von Persönlichkeiten, von jungen Künstlern mit dem Mut zur Individualität.

Christiane Hossfeld mit ihren Erfahrungen als Sängerin und Lehrerin spricht von einer guten Auswahl der Finalisten und räumt ihnen allen, mit oder ohne Preis, Chancen ein. Nicht alle großen Hoffnungen aus den Vorrunden haben sich letztlich erfüllt, das ist ein Wettbewerb mit seinen speziellen Situationen. Wer wüsste besser als sie, was Tagesform und Aufgeregtheiten bewirken können. Daher bedeutet ihre Arbeit auch einen immensen Grad von Verantwortung für die jungen Kolleginnen und Kollegen. Wo möglich und gewünscht, versagt sie ihren Rat und ihre Begleitung nicht. Für alle aber ist nach ihrer Meinung so eine Veranstaltung als Bewährungsprobe eine gute Vorbereitung auf den Beruf dessen Erfolg sich letztlich nicht auf Wettbeerben einstellt, sondern in Aufführungen und Konzerten, mit dem Facettenreichtum einer ganzen Partie und der Sensibilität für einen Gesamtkunstwerk im Zusammenspiel mit dem Ensemble.

Dennoch, es bleibt spannend, wer von den zehn Finalisten zwischen 31 und 18 Jahren, unter denen in diesem Jahrgang eine Vertreterin aus dem Kosovo ist und Kandidaten aus Nord- und Südamerika oder Russland besonders präsent sind, die Jury und das Publikum am stärksten überzeugen wird.

Boris Michael Gruhl

Eine Textfassung des Artikels ist am 9. September in den Dresdner Neuesten Nachrichten erschienen. Wir danken dem Verlag für die freundliche Genehmigung, ihn hier erneut abzudrucken.

Finalkonzert
12. September, 19.30 Uhr, Semperoper.

Karten von 19,50 – 83 Euro, Tickethotline 0351 – 4911705, E-Mail:bestellung@semperoper.de

Die Finalisten von 2008 in alphabetischer Reihenfolge:

1. Javier Arrey
2. Stephanie Atanasov (Foto: semperoper.de)
3. Jonathan Beyer
4. Krenare Gashi
5. Mercedes Gancedo
6. Il Hong
7. Alisa Kolosova
8. Nikolay Shamov
9. Russell Thomas
10. Katherine Whyte