Website-Icon Musik in Dresden

Verdis „Il trovatore“ – ungefähr eine Premiere in der Semperoper

Es hätte eine Performance sein können. Gediegene Herren im Frack mit niedlichen Fähnchen, Damen in schwarz; Signalwesten tragend, wie Lotsen oder Aufräumarbeiter. Beim näherem Hinsehen war es die Ankündigung eines Warnstreiks im Rahmen einer Protestaktion der deutschen Kommunal- und Staatsorchester. Deren

Gehaltsanhebung um 2,9 Prozent ist ausgesetzt, man befürchtet die Abkoppelung vom Beamtentarif. Später die unsichere Begründung durch einen Orchestervertreter von der Bühne herab, zu der der Intendant besser gar keine Miene macht, dass man als Staatskapellenmusiker eigentlich überlastet sei, dass man die Inflationskosten nicht auffangen könne, Benzin usw., und dass man verspreche, mit 30minütiger Verspätung dann doch wieder das Beste zu geben. Buhs und Beifall. Ende des Opernabends für einige Besucher, die gleich gehen.

Was dann auf der Bühne folgte, konnte es an Dramatik mit dieser Aktion nicht mehr aufnehmen. Die Protagonistinnen und Protagonisten der Aufführung mussten sich nur entscheiden, ob sie den rechten oder den linken Arm heben oder als absolute Steigerung gestischem Ausdrucks auch mal kurzfristig beide. Damen wie die Mezzosopranistin schieben den Unterkiefer vor, um dann bei weit aufgerissenen Augen und entsprechender Tonhöhe und Lautstärke beide Arme in die Höhe zu recken. Die Sopranistin hingegen war anhaltend mit ihrem Kleid und einem roten Tuch beschäftigt und es hatte mehrmals den Anschein, als riefe ihr ein Assistent aus der Gasse zu, sie müsse sich doch jetzt bitte hinknien und dann auch wieder aufstehen, nach rechts, nach links, nach hinten abgehen oder stehen bleiben.

Die mobile Version verlassen