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Knallende Türen und Langeweile – Zwei Abende in der Semperoper

Foto: M. Creutziger

Unterschiedlicher hätten die Abende nicht sein können – zuerst am Sonntagabend Verdis „Il trovatore“, dann Montag Messiaens „Turangalîla-Sinfonie“. Und selten konnte man ein treffenderes Bild des Dresdner Publikums gewinnen als in der dichten

Aufführungsabfolge zweier gänzlich unterschiedlicher Werke.

Verdis Troubadour, in gewohnter italienischer Operndramatik, mit leicht eingängigen Melodien an der Grenze zur Operette, mit plakativen Standbildern und einem äußerst konservativen Bühnenbild – das gefällt, jedenfalls in Dresden. Verwunderlich, angesichts eines Werkes, in dem ein unglückliches Libretto ungeschickt in langatmige Musik umgesetzt ist. Auch Verdi hatte mal einen schlechten Tag: Oper nach dem Baukastenprinzip. Ein wenig lyrischer Schmelz hier, dann etwas Dramatik da, zusammengewürfelt ohne musikalische Spannungsbögen. Nein, das ist nicht, was Verdi auszeichnet.
Das färbt auch auf die Musiker ab. Männerchor und Orchester mussten anfangs erst miteinander warm werden. Klappernde Einsätze trotz des strengen und kraftvollen Dirigats von Dirk Kaftan kennt man sonst nicht. Die Sänger gewohnt solide, hervorzuheben besonders Andrea Ulbrich als resignierende Zigeunerin Azucena. Am Ende gibt es viel Applaus für einen musikalisch, dramaturgisch und inszenatorisch langweiligen Opernabend.

Was dann am Montag folgte, war anders verwunderlich. Zum ersten Mal überhaupt von der Staatskapelle zu hören: Olivier Messiaens 10-sätzige Turangalîla-Sinfonie für großes Orchester, Klavier und Ondes Martenot. Ein monumentales Werk, das sich wie nur wenig andere zeitgenössische Werke in der klassischen Konzertliteratur etablieren konnte. Unter der Leitung des Messiaen-Vertrauten Myung-Whun Chung bot sich ein zutiefst beeindruckendes Musikerlebnis.
Die anspruchsvolle Partitur meisterten Chung und eine glänzend aufgelegte Staatskapelle mit viel Engagement und einer Intensität, die man in vielen Orchestern vergeblich sucht. Hier wurde der Hörer in ungewohnte Klangwelten entführt; etwa im anrührenden 6. Satz Jardin du Sommeil d’Amour (Garten des Liebesschlafs) mit einem vom Messiaen-Schüler Peter Donohoe äußerst zart vorgetragen Klavierpart; in den kraftvollen Orchestertutti, die sich in ihrem Höhepunkt bis an die Schmerzgrenze steigerten oder beim sphärischen Spiel des Ondes Martenot (Valérie Hartmann-Claverie), das ganz neue Klangbilder entwarf als der klassische Parkettbesucher gewohnt ist. Das Werk des 1992 gestorbenen Messiaen macht wach und zeigt auf beeindruckende Art und Weise den vielfältigen Facettenreichtum eines Orchesters.

Und doch überforderte zu viel Neues manche Konzertgänger. Knallende Türen und zahlreiche zwischen den Sätzen flüchtende Zuhörer zeigten mal wieder die Schwierigkeit, in einem traditionellen Haus bestehende Traditionen aufzubrechen und neue Wege zu beschreiten. Schade Dresden. Immerhin honorierten die Übriggebliebenden das Werk und die Aufführung mit lang anhaltendem Beifall.

Konstantin Jonas

Weitere Vorstellungen ”Il Trovatore”: 22.10., 25.10., jeweils 19:00 Uhr.

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