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„Es muss endlich wieder um Inhalte gehen“ – ein Gespräch mit der Direktorin des Heinrich-Schütz-Konservatoriums, Kati Kasper

Dresdens Konservatorium steht vor dem Kollaps“, titelte die Sächsische Zeitung am Montag und zitierte aus einer „geheimen Vorlage der Stadt“.

Der ehemalige Direktor Günter Kaluza, vom Vorstand schon seit über einem Jahr beurlaubt, hatte seinen Arbeitgeber verklagt und bekam von den Gerichten in einem Vergleich eine Abfindung zugesprochen, die dem renommierten Haus – zusätzlich zu höheren Sach-, Miet- und Personalkosten – offenbar erhebliche Liquiditätsprobleme bereitet hat.
Offen bleibt, ob es tatsächlich finanzielle Gründe waren, die zu Kaluzas Beurlaubung führten; vor Gericht konnten ihm keine Verfehlungen in dieser Richtung nachgewiesen werden. Die Angestellten des Konservatoriums müssen die Misere jedenfalls mit ausbaden: Laut MDR verzichten sie dieses Jahr auf das Weihnachtsgeld.
Martin Morgenstern hat mit der neuen Geschäftsführerin über die finanziellen Probleme und mögliche Lösungen gesprochen.

Frau Kasper, wann haben Sie zum ersten Mal davon erfahren, dass dem Konservatorium die Insolvenz droht?

Bereits mit Beginn meiner Einstellung als Geschäftsführerin, im August 08, war ich über die finanziellen Probleme informiert und bei der Erarbeitung eines Maßnahmekataloges zur Gegensteuerung involviert. Es ist ja nicht so, dass hier ein großes Minus von heute auf morgen entsteht; die Abschlusszahlen des Hauses waren bekannt.

Wäre es nicht auch Zeit, dass die Arbeit der Vorstandsmitglieder, die ja über die satzungsgemäße Verwendung aller Gelder wachen sollten, einmal kritisch beleuchtet wird? Immerhin hat der Vorstand den Geschäftsführer erst beurlaubt und sich dann doch vor Gericht auf einen kostspieligen Vergleich eingelassen.

Nicht nur der Vorstand, sondern auch Rechnungsprüfer und unabhängige Wirtschaftsprüfer prüfen regelmäßig die satzungsgemäße und ordnungsgemäße Verwendung der Gelder unseres Vereines. Über die Entscheidungen vor meiner Zeit möchte ich mich nicht äußern – schließlich war nicht dabei.

Der Vorstand des Heinrich-Schütz-Konservatoriums wird von der knapp dreißigköpfigen Mitgliederversammlung des Vereins gewählt. Dort dürfen wiederum keine Angestellten des Konservatoriums Mitglied sein, und es ist der Vorstand, der über neue Mitgliedsanträge entscheidet. Er kann also auch ihm unliebsame Mitglieder verhindern. Was kann man denn tun, damit diese Abläufe transparenter werden?

Es kann jeder einen Antrag auf Mitgliedschaft in unseren Verein stellen. Bis dato lagen meines Wissens nach keine Anträge vor, die nicht beschieden wurden. Arbeitnehmer können laut Satzung und Vereinsrecht nicht Mitglieder des Vereins sein, aber sicherlich kann man über Möglichkeiten nachdenken, z.B. ein hörendes Mitglied des Betriebsrates einzuladen – dazu laufen auch schon Gespräche.

Der Kulturbürgermeister hat jetzt zugesagt, dass die Stadt 295.000 Euro der Schulden übernimmt. Das ging ja erstaunlich unkompliziert…

Unkompliziert? Bei allem Respekt für die entstandenen Probleme des Hauses muß man auch sehen, was und wie viel in der Vergangenheit mit welchen Mitteln von den Musikpädagoginnen und Pädagogen des Konservatoriums geschaffen und geleistet wird und zu einem festen Bestandteil in dieser Stadt und darüber hinaus geworden ist. Die Hilfe der Stadt ist ein Bekenntnis der Landeshauptstadt Dresden zu unserer kulturellen Bildungseinrichtung.

Ich habe damit von der Stadt die Möglichkeit bekommen, dass ich nicht betriebsbedingte Kündigungen aussprechen muss, sondern in Ruhe überlegen kann, wie der Personalhaushalt auf sichere Füße gestellt werden soll. Ich bin verpflichtet, bis Ende November ein Konzept dazu vorzulegen. Wir haben ja vielfältige Aufgaben am Haus und wollen die inhaltlich auch nicht beschneiden. Trotzdem müssen wir uns fragen: wie viele Schüler, wie viele Angebote können wir uns leisten?

Die Tarife für den Musikunterricht werden sich aber nicht weiter erhöhen?

Mit den Elternbeiträgen ist bereits die Schmerzgrenze erreicht. Ich plane jedoch eine Entgeltangleichung in dem Sinne, dass es mehr Klarheit, damit auch Transparenz, über die verschiedenen Strukturen unserer Angebote gibt. Die Einmalzahlung der Stadt ist ein großer Vertrauensvorschuss. Wir haben damit nicht alle Probleme vom Hals, aber wir haben Zeit gewonnen, den Betrieb so umzustrukturieren, dass der pädagogische Ablauf nicht behindert ist, und wir zum Beispiel keinem Ensemble kündigen müssen.

Welche Weichen haben Sie denn im Wirtschaftsplan 2009 anders gestellt?

Wir müssen bestimmte Arbeitsabläufe in der Verwaltung, aber auch im pädagogischen Bereich besser vernetzen und alle Reserven nutzen. Ich möchte gern die Personen halten, die bei uns momentan beschäftigt sind, aber wir müssen uns den gewachsenen Ansprüchen stellen. Und: es muss endlich wieder um Inhalte gehen.

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