Those were the days… (Foto: privat)
Mit einem herrlich charakteristischen, völlig entspannten und doch hellwachen “Don Quixote” hat der Cellist Peter Bruns dieses Wochenende das Orchester der Landesbühnen aus dem Schlaf geküßt. Im zumindest am Sonntag vormittag
halbleeren (!) Saal des Radebeuler Stammhauses herrschte nach der Konzertpause etwa die Atmosphäre eines heimlichen Clubkonzerts eines einstigen Independent-Stars, der längst die größten Bühnen der Welt beglückt…
Nachdem Bruns es lange mit der Staatskapelle Dresden ausgehalten hat, er gar von 1998 bis 2005 eine Professur an der hiesigen Musikhochschule innehatte (verwünscht der Moment, da der Rektor bei einem aus Leipzig vorliegenden feindlichen Übernahme-Angebot offenbar nicht draufzulegen im Stande war…), ist nun entschieden: Aushilfen bis zum Ende der Spielzeit gern, aber dann zieht es ihn unwiderruflich nach Leipzig und Berlin zurück, der Stadt, in der die Karriere des Ausnahmecellisten begann – unser Foto zeigt eine innig geliebte Platte mit dem damals Fünfundzwanzigjährigen.
Understatement sind denn die aus der offiziellen Biografie übernommenen Zeilen im Radebeuler Programmheft, in der internationalen Musikwelt gelte Bruns als “einer der führenden deutschen Cellisten”. Humbug – die Frage lautete nach dem Konzert: wer kann es denn mit ihm, seinem singenden Ton, der keinerlei technische Herausforderung zu kennen scheint, aufnehmen? Und warum, zum Henker, hat es Dresden nicht geschafft, diesen wunderbaren Künstler zu halten? Die ewigen Konzertsaalstreitereien? Das leidige Budget (wie der Orchesterdirektor der Kapelle, Jan Nast, es kürzlich in anderem Zusammenhang andeutete)? Oder ist Berlin einfach doch die künstlerisch viel weltoffenere Stadt?
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Anders Winter
Eine Rezension des Konzerts können Sie am Dienstag in der Sächsischen Zeitung lesen.