“Freue mich darauf, richtig anzukommen” (Foto: D. Flechtner)
Seit einem Jahr leitet Monica Buckland die Dresdner Universitätsorchester. Martin Morgenstern hat die Dirigentin nach ihren Eindrücken befragt und sie um eine erste künstlerische Bilanz gebeten.
Maestra,
vor genau einem Jahr haben Sie Ihr Amt als Dirigentin der beiden Dresdner Universitätsorchester übernommen. Was sind Ihre ersten Eindrücke gewesen?
Die ersten Eindrücke waren: die beiden Orchester sind sehr warm und menschlich und wollen musikalisch etwas. Das hat sich inzwischen bestätigt. Die Kammerphilharmonie ist das ambitioniertere Orchester und will mehr gefordert werden. Ich habe natürlich eine Zeit gebraucht, um herauszufinden, wie viel ich von den Musikern verlangen kann. Ich habe immer unterschätzt, wie viel sie tatsächlich gefordert werden wollen. Aber auch das Sinfonieorchester war immer offen für Experimente. Ich erinnere mich zum Beispiel gern an das ORNÖ-Konzert im letzten Jahr – zum gleichnamigen Festival im Kraftwerk, inklusive Bahnschiene und Sirene. Im ersten halben Jahr haben wir wahnsinnig viele Anfragen bekommen. Es war gar nicht möglich, alles zu machen.
Als Sie damals den Stab von Richard Hughey übernahmen, versprachen Sie ungewöhnliche Programme. Die ersten Werke waren ja festgelegt, aber dann…
Ja, ich wollte etwas von meinem Hintergrund bringen (Monica Buckland hat die englische und die Schweizer Staatsbürgerschaft, d.Red.). Also gibt es dieses Jahr mit dem großen Sinfonieorchester ein Schweizer und ein englisches Programm. Ersteres kommt im März und ist ein bisschen düster. Es handelt von Tod und Verklärung. Eine romantische Ouvertüre von Joachim Raff zu einem Stück über den 30jährigen Krieg, dann von Frank Martin “Sechs Monologe aus Jedermann”. Das dritte Stück ist von Arthur Honegger, “Symphonie liturgique”. Das zweite Programm kommt im Juni. Da geht’s ums Meer, mit Benjamin Brittens “Four Sea Interludes”, Elgars “Sea Pictures” und Ethel Smyths “The Wreckers”.
…und noch vor Semesterende, am 5. und 8. Februar, konzertiert die Kammerphilharmonie.
Das Programm dieser Februarkonzerte ist um die Solistin gewachsen. Babette Haag spielt ein tolles Marimbakonzert von Rosauro. Das kombinieren wir mit brasilianischer Musik von Milhaud. Und als Pendant dazu ein Bläserstück von Françaix. Das letzte Stück ist dann „ma mère l’oye“ vom Ravel.
Keinesfalls leichte Stücke!
Ich glaube, ein generelles Problem von Laienorchestern ist, dass sie sich oft unterschätzen. Wenn etwas unbekannt ist, meinen sie, das könnten sie nicht. Und dann geht es doch, und meistens viel besser als erwartet.
So Ihr Vertrag im Frühjahr verlängert wird – wie sähen dann die weiteren Pläne aus?
2011 wird das TU-Orchester fünfzig Jahre alt. Da müssen wir etwas Spezielles machen! Vielleicht eine Auftragskomposition, etwas mit den beiden Orchestern zusammen… Und mit der Kammerphilharmonie möchte ich wieder auf Tournee gehen. Dieses Jahr hat das Geld dafür leider nicht gereicht.
Als wir uns das letzte Mal trafen, waren Sie gespannt auf das Dresdner Kulturleben. Nun hat es sich doch so ergeben, dass Sie das Jahr über eher in der Schweiz gelebt haben und oft nur für die Proben anreisten. Planen Sie denn in nächster Zeit, nach Dresden zu ziehen?
Im Sommer werde ich endgültig nach Dresden umziehen. Ich finde es immer schwer, Abschied zu nehmen. Irgendwie war es immer machbar, zwischen Dresden und Zürich zu pendeln. Aber jetzt habe ich meinem dortigen Chor gekündigt und freue mich sehr darauf – sollte mein Vertrag verlängert werden – im Dresdner Kulturleben Fuß zu fassen und richtig anzukommen.