“Die Welt intuitiv wie kreativ anders wahrnehmen”: Henri Texier (Foto: M. Creutziger)
Heute abend wird mit dem französischen Kontrabassisten Henri Texier eine der großen Integrationsfiguren des europäischen Jazz, in der Semperoper zu Gast sein. In seinem Strada
Sextet sind eine Handvoll auserlesener Musiker der jungen französischen Jazzszene vereint. Neben dem überragenden Saxophonisten Sébastian Texier ist in Dresden auch Manu Codjia, der derzeit vielleicht interessanteste Jazzgitarrist Frankreichs zu erleben.
Henry Texier war von Mitte der Sechziger Jahre bis heute aktiv an der gesamten Entwicklung des europäischen Jazz beteiligt. Zu Beginn seiner Karriere begleitete er amerikanische Spitzenmusiker in Pariser Clubs. Schnell machte er sich aber einen Namen als außergewöhnliche Musikerpersönlichkeit. So war er in den europäischen Gruppen von Phil Woods oder Don Cherry anzutreffen. Gemeinsam mit George Gruntz und Daniel Humair gründete er die berühmte “European Rhythm Machine”. Neben europäischen und amerikanischen Quellen inspirierte ihn immer wieder der reiche Kulturschatz der afrikanischen Einwanderer. Im Trio mit Louis Sclavis und Aldo Romano absolvierte er drei Tourneen quer durch Afrika.
Da der 63jährige Henri Texier als aufmüpfiger Bassist mit sanfter Außenwirkung gilt und es ihm immer darum ging, im Dialog Großes zu vollbringen, gründete er mit seinem Sohn Sébastian das Strada Sextet. Dort trifft der alte Barde auf die Crème der jungen französischen Jazzszene oder anders: die Jazzwelt des Henri Texier prallt auf die Brisanz aktueller Sichtweisen. Bei dieser Musik begreift man, dass die im Jazz innewohnende Renitenz sehr wohl harmoniesüchtig sein kann und handwerkliche Virtuosität und hochenergetisches Powerplay keine Widersprüche sein müssen. Henri Texier und Strada erlebt zu haben, heißt die Welt danach intuitiv wie kreativ anders wahrzunehmen.
»Henri Texier Strada Sextet«
Mittwoch, 22. April 2009, 21 Uhr
Semperoper Dresden