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Endlich kam Thomas Dausgaard, seit fünf Jahren Chefdirigent des Dänischen Nationalen Sinfonieorchesters, mit eben jenem Ensemble nach Dresden. Erstaunlich, dass sich neben den zahlreich geladenen protokollarischen Gästen, die sicherlich mehrheitlich für den freundlichen Zwischensatzapplaus verantwortlich zeichneten, dann doch nur so wenige Zufallsbesucher in die Frauenkirche trauten. Das auch für ungeduldige Politikerohren geeignete und musikalisch schmackhafte Programm arbeiteten die Musiker also anderthalb Stunden lang vor halbleerem Schiff, vor fast leeren Emporen ab; was der Kirchenakustik, von der ja nun auch nicht in jeder Rezension wieder die Rede sein soll, mitnichten irgendwie zugutekam.
Die Dänen nahmen die Umstände dennoch mit Fassung und präsentierten ein stimmiges Konzertprogramm in einer Reihenfolge, die nach Redaktionsschluss der Programmhefte noch einmal umgestellt worden war. Anstelle einer Ouvertüre erklang dramaturgisch wenig glücklich César Francks "Symphonisches Zwischenspiel", gefolgt von Carl Nielsens sinfonischem Erstling (op. 7). Bei beiden Werken ließ das Orchester musikalisch nichts zu wünschen übrig; allein wollte gerade bei Nielsen – zweifellos eines der am meisten gespielten Repertoirestücke des Orchesters – der Funke nicht so recht zünden. So beließ es Dausgaard bei pompös nachhallenden Orchesterschlägen, wuchtigen Fortepassagen und dichtem Schönklang, ohne die Feinheiten der viersätzigen Sinfonie besonders zur Geltung zu bringen.
Dass das Orchester – obwohl oder gerade weil nur in halber Stärke angereist – Beethovens siebter Sinfonie dann eine fasziniere Facette nach der anderen entlockte, war die Überraschung des Abends. Einmal mit dem Hall vertraut, artikulierten die Musiker geschickt und gaben den Sätzen vielschichtige Deutungen mit. Berückend in seiner Perfektion schritt das feierliche Allegretto vorüber, bevor Dausgaard, der auswendig dirigierte, das dänische Orchester mit rhythmisch präzisen Schlägen zum wirbelnden Kehraus trieb. Großer Jubel beim Publikum, Bravi, nicht enden wollender Beifall, die Musiker hatten die Noten für die Zugabe still lächelnd schon zurechtgelegt; doch dann zog der Dirigent die Konzertmeisterin galant von der Bühne. Also müssen wir doch wieder einmal nach Kopenhagen fahren, um das Ensemble – dann natürlich in bester akustischer Umgebung – auf normaler Betriebstemperatur zu erleben und sein gesamtes schöpferisches Potential zu genießen.
Eine Textfassung des Artikels ist am 24. August in den Dresdner Neuesten Nachrichten erschienen. Wir danken dem Verlag für die freundliche Genehmigung, ihn hier erneut abdrucken zu dürfen.