Schon im Alter von fünf Jahren haben sie auf den Brettern der Folklore-Festival-Szene ihrer slowakischen Heimat zusammen getanzt. Dann haben sie ihre Ausbildungen zu Tänzern in Brüssel unter der Leitung von Anne Teresa de Keersmaeeker absolviert, haben sich jeweils allein verschiedenen Stilen der internationalen Tanzwelt ausgesetzt, trafen sich wieder und sind seit 2006 zusammen als Tanzkollektiv.
Les Slovacs Dance Collective – das sind fünf Tänzer, von denen einer auch Geige spielt, ein anderer mixt Sounds und tanzt auch mit. Singen können alle. An den putzigen Kostümen kann man in etwa die Zeiten und Stile, die sie durchliefen, erkennen.
Ein Kollektiv, eine Tanzbrigade, das kommt an. Zunächst will die neueste Produktion, Uraufführung im November letzten Jahres in Brüssel, beim Gastspiel im großen Saal des Festspielhauses Hellerau nicht so richtig in Gang kommen. Es beginnt verhalten im Halbdunkel, dann gewinnt die knapp einstündige Aufführung an Fahrt, am Ende ist das Publikum begeistert und bekommt eine Zugabe. Das geht bei singenden Tänzern besser als bei denen die reden.
Der Abend heißt „Journey Home“ und im mehr und mehr aufhellenden Licht kommen die sechs Protagonisten immer wieder nach Hause, zu den Wurzeln ihres Tanzes und ihrer Musik. Von da aus unternehmen sie teils recht vergnügliche Ausflüge in die unterschiedlichsten Stile des Tanzes und der Musik. Da kann sich Folklore mit hartem Beat mischen, es kann leicht rockig zugehen, dann wieder brechen melancholische Sehnsuchtstöne durch, als säßen wir alle im Penguin-Café und draußen bringt Tief Daisy den Weltuntergang.
Les Slovaks Dance Collectice (B/Slow), "Journey Home", Fotos (2) Pablo Sánchez de Valle
So auch der Tanz, allein, in der korrespondierenden Zweisamkeit, in spielerischen Abfolgen, die an Scharaden der Kindheit erinnern. Es gibt ausgesprochen clowneske Passagen, mal grüßen Charlie Chaplin und seine herzlichen Stummfilmgags, dann gibt es nette Rüpeleien, zärtliche Zweisamkeit und kerlige Rivalitäten oder einen Gang durch den Zoo, wobei unklar ist, auf welcher Seite der Gitter die Tänzer sich befinden. Das alles, auch gelegentliche Zitate aus der Hip-Hop-Szene, die schwingenden Bewegungen und das Einfangen der Arme aus dem modernen Kanon der Bewegungsbeschränkung, beschert eine Abfolge vergnüglicher Momente. Zuspitzungen oder Verschärfungen sind offenbar nicht beabsichtigt, Höhepunkte oder Spannungsbögen bleiben aber auch aus. Es siegt der persönliche Charme der Akteure, die jeweils von sehr eigener Präsenz und tänzerischer Fähigkeit sind.