Fast hatte es den Anschein, dass am Nachmittag die Vorstellung des zukünftigen Chefdirigenten der Sächsischen Staatskapelle, Christian Thielemann, bei einem anlässlich des bevorstehenden Konzertes am 13. Februar für die Presse anberaumten Termins weit mehr Interesse weckte als die Aufführung der Oper „Penthesilea“ am selben Abend. An diesem Abend reichten die Plätze des Opernhauses allemal, selbst bei geschlossenen Rängen zwei bis drei blieben eine Menge Sitze leer.
Noch am Nachmittag hatte Christian Thielemann in einer großangelegten Liebeserklärung der Stadt Dresden gegenüber bedauert, dass der Semperbau zu wenige Plätze habe. Aber eben von den wenigen blieben zu viele leer. Wahrscheinlich wird es künftig solche Enttäuschungen nicht mehr geben, dafür wieder Schlangen an der Abendkasse. Es hätte sich wahrlich gelohnt; die gekommen waren, dürften, gemessen an der hochkonzentrierten Situation während der Vorstellung und dem Beifall danach, das Opernhaus mit dem Eindruck verlassen, haben einen besonderen Abend erlebt zu haben.
Vieles von dem, was Christian Thielemann über die Tugenden der Staatskapelle sagte, stellten die Musiker mit dem Dirigenten Gerd Albrecht unter Beweis. Die Kunst des zarten Spiels im Piano ebenso wie die der hoch auffahrenden Klangdramatik, ohne jemals zu lärmen. Viel Zartheit war da in Othmar Schoecks rauer, bisweilen auch spröder Musik zu vernehmen, die er zum selbst gekürzten und komprimierten Trauerspiel Heinrich von Kleists geschrieben hat. Nach wie vor ist die leicht ironische Inszenierung von Günter Krämer ein Glücksfall, denn sie nimmt die fast absurde Theatralik der blutigen Liebesgeschichte in ihrer Tragikomik ernst, ohne ihr zu verfallen. Das Erhabene und das Banale, so nahe beieinander, im Text, in der Musik, in der Szene, das kann natürlich nur funktionieren mit einem so tollen Ensemble, wie es hier beisammen ist und einer Sängerdarstellerin in der mordsmäßigen Titelpartie wie Iris Vermillion.
Das vor 83 Jahren in Dresden uraufgeführte und vor drei Jahren erstmals wieder hier inszenierte Werk ist noch im Rahmen der Festwochen anlässlich des 25jährigen Bestehens der dritten Semperoper, am 12. und 16. Februar zu erleben.
(Foto: M. Creutziger)