Es war Jessica Luries erster Auftritt in Europa, er war bestens besucht und er hat die kleine Bühne im Jazzclub Neue Tonne schier an die Grenzen des Fassungsvermögens gebracht. Da wurde gesungen, Saxofon, Querflöte und Akkordeon gespielt, am Klavier sowie am Synthesizer getastet, es wurde getrommelt, Rhythmus gedroschen, mit Löffeln geklappert, am Banjo jongliert, die Gitarre gezupft, gestrichen und per Walkman zum Klingen gebracht. Neben weiteren Spezialeffekten hat auch der Sandstein des Gewölbes taktvoll instrumental mit herhalten müssen.
Wer nicht selbst mit dabei war, mag sich jetzt fragen, wie denn ein so großes Orchester in der Tonne Platz finden kann?! Das Ordnungsamt sei beruhigt: Jessica Lurie kam in ihrem bewährten Quartett. Die faszinable Performance gelang ihr mit nur drei grandiosen Partnern – Eric Deutsch virtuos an den Tasten, Brandon Seabrook spielerisch an sämtlichen Saiten und Marjan Stanic fulminant an allem, was nur irgend seiner unbändig explosiven Schlagfähigkeit dienlich sein konnte. Die fragile Bandleaderin sang sich von betörend sanftem Tiefhauch bis hin zum explosiven Kraftausbruch einer Alanis Morissette. Sie schwang sich durch Saxofon und Flöte in den Raum, entlockte Klappbechern und Akkordeon wahnwitziges Klangmaterial. Toller, frischer Jazz, der spielerisches Können mit Entdeckerfreude garniert.
Der Abend war der Abschluss ihrer ersten Europa-Tour. Von Anspannung oder Erschöpfung gar war keine Spur. Einfach nur ein quicklebendiges März-Konzert mitten im Frost.
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