Scroll Top

Kraftakt Kraftwerk – der Oberbürgermeisterin neue Kleider

Aus dem geplanten Kulturkraftwerk soll nun ein abgespecktes Operettenkraftwerk werden. So schlägt es die Oberbürgermeisterin heute dem Stadrat vor. Demzufolge soll das Theater der Jungen Generation nach und nach an seinem bisherigen Standort saniert werden – und nur die Operette ins sanierte Kraftwerk Mitte ziehen. Der Vorteil dieser Lösung laut OB: halbierte Kosten! Diese Ankündigung lässt mithin an des Kaisers neue Kleider denken.

Die Intendanten der beiden Theater, Wolfgang Schaller für die Staatsoperette und Felicitas Loewe für das TJG, haben trotzdem ihre Unterstützung für den Vorschlag der Oberbürgermeisterin erklärt. Was sollten sie indes auch tun? Frau Loewe wird sich freuen, dass die Stadt in den nächsten Jahren knapp 20 Millionen Euro in den Standort Cotta investieren will. Und Wolfgang Schaller darf erst einmal erleichtert sein, dass die Stadt offenbar weiterhin zu ihrem Wort stehen will, sein Ensemble in die Stadtmitte zu holen.

Eigentlich eher zum Heulen: der neue Vorschlag der OB in Sachen Kraftwerk (Foto: der.herr.flehmer | photocase.de)

Nachdenklich macht der neue Vorschlag nichtsdestoweniger. Dräuen doch jetzt wieder langwierige Standortdiskussionen jedwedes Bauvorhaben zu verzögern. Lohnt es sich überhaupt, den Kraftwerksstandort allein für die Operette fit zu machen? Und: was passiert eigentlich, sollte sich monatelang, vielleicht jahrelang kein Investor auf dieses schöngerechnete kleingerechnete Projekt einlassen wollen? Stirbt die Staatsoperette solange einen stillen, müden Hungertod am maroden Leubener Standort, kann die Stadt ja immer noch die Hände über dem Kopf zusammenschlagen – und sich ein Krokodilstränchen abringen. "Wir haben es ja versucht, aber…"

Ein kraftvolles Statement, eine mutige Willenserklärung der Stadt für ihre Kultur sieht anders aus als das, was heute aus dem Rathaus verlautete, bevor die Pressestelle Feierabend machte. Für telefonische Anfragen war die OB jedenfalls leider nicht mehr zu erreichen. Dresden bleibt Dresden. Es ist ein bisschen zum Verzweifeln.