"Mit ihr habe ich alles gegeben, was ich geben konnte", äußerte Camille Saint-Saëns nach Abschluss seiner dritten Sinfonie, mit der er die französische Sinfonik nach Hector Berlioz’ »Symphonie fantastique« und César Francks d-Moll-Sinfonie um ein weiteres Hauptwerk bereicherte. Dennoch ist das Werk, in dem sich der Komponist des »Karnevals der Tiere« an Franz Liszts h-Moll-Klaviersonate orientierte, nur selten in Konzertprogrammen zu hören. Dies liegt sicher nicht zuletzt an der aufwändigen Besetzung, die den spätromantischen Orchesterapparat (mit vierhändig zu spielendem Klavier) um das ähnlich gewaltige Klangspektrum einer romantischen Orgel erweitert.
Aufführungen der »Orgelsinfonie« haben deshalb in der Regel den Charakter des Spektakulären – und dies umso mehr, wenn das Werk jetzt erstmals im gewaltigen Kuppelbau der Dresdner Frauenkirche erklingen wird. Der franko-kanadische Dirigierstar Yannick Nézet-Séguin leitet die Staatskapelle; an der französischen Kern-Orgel sitzt Frauenkirchen-Organist Samuel Kummer, der das Instrument wie kein zweiter kennt und als Spezialist für das französisch-romantische Orgelrepertoire gilt.
Nézet-Séguin kehrt damit nach dem Jubiläumskonzert zum 460. Geburtstag der Staatskapelle, das er im September 2008 in der Semperoper dirigierte, bereits zum wiederholten Mal nach Dresden zurück. Längst ist er kein Geheimtipp der Dirigentenszene mehr: Seit 2008 leitet er als Nachfolger von Valery Gergiev das Rotterdam Philharmonic Orchestra, außerdem ist er Erster Gastdirigent des London Philharmonic Orchestra und noch immer Chef des Orchestre Métropolitain in seiner Heimatstadt Montreal. In der kommenden Saison debütiert er unter anderem bei den Berliner Philharmonikern.
In Dresden stellt er Saint-Saëns’ »Orgelsinfonie« einen Klassiker der Konzertliteratur gegenüber: Ludwig van Beethovens lyrisches Violinkonzert in D-Dur, Opus 61. Mit der sinfonischen Verquickung von Soloinstrument und Orchester wies Beethoven der Gattung in diesem Werk eine neue Richtung – der die Geigerin Arabella Steinbacher (anstelle des erkrankten Leonidas Kavakos) in Dresden sicherlich nachspüren wird.
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Arabella Steinbacher gibt mit diesem Konzert ihr Debüt bei der Sächsischen Staatskapelle Dresden und hat in ihrer noch jungen Karriere bereits mit Dirigenten wie Valery Gergiev, Riccardo Chailly, Lorin Maazel oder Sir Colin Davis zusammengearbeitet.
Das Konzert findet in Kooperation mit den Dresdner Musikfestspielen statt, zu deren diesjährigem Thema »Russlandia« es einen reizvollen Kontrapunkt bildet. Es wird von MDR Figaro aufgezeichnet.
Konzert in der Frauenkirche
Samstag, 29. Mai 2010, 20 Uhr
Yannick Nézet-Séguin, Dirigent
Arabella Steinbacher, Violine
Samuel Kummer, Orgel