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Was ist das, gelungen? Helen Huang im Musikfestspiel-Sonderkonzert

Gelingen, so steht es in Grimms Deutschem Wörterbuch, hat es was damit zu tun, ob und wie man sein Ziel erreicht. Hängt es doch mit "gelangen" zusammen, also mit der Frage, ob der Pfeil – oder der Gedanke – lang und weit genug trägt. Helen Huangs Interpretation des Zweiten Klavierkonzert von Dmitri Schostakowitsch – war die gelungen?

Das ist schwer zu beantworten. Das Publikum bedachte die Solistin am Samstagabend im Kulturpalast mit freundlichem Applaus, erklatschte sich immerhin eine Zugabe. Aber eben dieses Publikum schien allem anderen voran ein sehr erreichbares Ziel zu haben: den Ehrendirigenten der Philharmonie, "unseren" Masur, zu erleben. Der dankte ausgiebig für die stehenden Ovationen und – Schrecksekunde – stolperte zuletzt in die Arme der beiden Konzertmeister, wie schon vor Wochen in Essen. Dass er vorher die Manfred-Ouvertüre Robert Schumann allenfalls passabel dirigiert hatte (vieles lief auseinander, Einsätze klapperten): vergessen. Dass das Orchester im Schostakowitsch-Konzert zwar genau nach seinem Schlag spielte, damit aber immer zwei Zehntelsekunden hinter der Solistin war: gutmütig ignoriert, "was hetzte sie auch so durch die Partitur!".

Sechzehn Minuten hatte Helen Huang am Samstag, um solistisch zu überzeugen (Foto: J Henry Fair)

Tschaikowskis "Manfred"-Sinfonie schließlich geriet zum Pflichtwerk (und vereinte perfekt das "Russlandia"-Motto der Festspiele mit dem Schumann-Jahr). Wohl hörte man feine Bläsersoli, die Geigen zelebrierten das fallende Septim-Motiv mit glutvollem Glissando, die Glockenschläge kamen aufs Kommando wie die zirpenden Harfenvorhänge – allein, es fügte sich nicht zu einer Leitidee. Welches Ziel hatte Masur im Blick? Hielt er selbst den Abend für gelungen? Meine Vermutung: nein. Aber der Maestro genoß sichtlich, mit "seinem" Orchester, in "seiner" Stadt noch einmal so gefeiert zu werden.

Viele Konzerte dieses Musikfestspieljahrgangs sind ohne Abstriche fantastisch gelungen: Gergievs Interpretation der "Sechsten" Tschaikowskis am selben Ort, nach der das Publikum sekundenlang nicht zu atmen wagte und schließlich in Jubel ausbrach. Manfred Honecks bis ins letzte Detail geputzte "Erste" von Gustav Mahler in der Semperoper, die das Pittsburgh Symphony Orchestra mit Hingabe zelebrierte, amerikanischen Bläserglanz mit Wiener Walzerseligkeit ablöschte – und für gänzlich Semperoper-unübliches stürmisches Bravogetrampel sorgte.

Gibt es den Konzertmoment, da man technisch und musikalisch Abstriche gern in Kauf nimmt, weil man die gealterte Dirigentenpersönlichkeit für ihre Lebensleistung, ihr Lebenswerk, sehr verehrt? Ja, es gibt ihn. Schade, dass der jungen Pianistin Helen Huang dadurch ein bisschen unrecht getan wurde. Ihren schnellen, atemlosen Schostakowitsch, die zwitschernden, rasenden Läufe mit adäquater Orchesterbegleitung zu hören, wäre interessant gewesen.

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