Bei der jüngsten Tournee der Sächsischen Staatskapelle dirigierte Christian Thielemann im Wiener Musikverein erneut die Sächsische Staatskapelle. Ebenda präsentierte er am 19. Mai die erste gemeinsame CD mit dem Orchester, dem er ab 2012 als Chefdirigent vorstehen wird. Es ist der Mitschnitt des 2. Sinfoniekonzerts vom September 2009, in welchem Thielemann für Fabio Luisi einsprang und die 8. Sinfonie c-Moll von Anton Bruckner dirigierte (Musik-in-Dresden berichtete).
Der Radio-Mitschnitt des MDR ist als Doppel-SACD in der Edition Staatskapelle (Volume 31) bei Hänssler Profil erschienen und seit einigen Tagen im Handel erhältlich. Das Booklet enthält neben ausführlichen Texten zur Sinfonie und den Biografien auch einen Text von Tobias Niederschlag mit dem Titel "Brautschau mit Folgen", der das Konzert als Initialzündung für die nunmehr besiegelte Verbindung von Thielemann mit der Staatskapelle bewertet.
Die besonderen Umstände dieses Konzertes sorgen für eine hochklassige Aufnahme – wer nicht live zugegen war, wird mit Spannung erwarten, wie der Klangkörper mit über 450jähriger Tradition, dem auch ein besonderes Faible für die Werke von Anton Bruckner nachgesagt wird, mit dem derzeit in seinem Repertoire fast konkurrenzlosen deutschen Spitzendirigenten harmoniert.
Die Spannung dieses Konzertes wirkt auch auf der CD fast zum Greifen nahe. Freunde eines forschen Zugriffs (man darf durchaus gespannt sein, wie etwa Marek Janowski in seinem Pentatone-Zyklus sich der Achten nähern wird…) bei Bruckner werden allerdings hier nicht fündig: Thielemann musiziert aus, er sät in den Expositionen der Sätze einen Boden, auf dem Großes wächst. Diese Zelebrierung geschieht allerdings ohne anbetende Übertreibung und so verliert diese Achte niemals ihre Stringenz, dazu werden in der Gründlichkeit der Klangbehandlung die musikalischen Qualitäten der Kapelle nicht nur geweckt, sondern vollends ausgereizt.
Ein kleines Manko der CD sind allerdings die an einigen Stellen sehr direkt in die Mikrofone übertragene Instrumentengruppen – kleinste Unschärfen oder Ansetzungen der Töne in Streichern und Bläsern sind auszumachen, die allerdings nur Puristen des reinen Klangs stören dürften. Das trübt keinesfalls das Live-Erlebnis, bei dem vor allem der 3. Satz und das Finale von einer unglaublichen Spannung bis zum letzten Ton leben. Weit vor dem Antritt des neuen Chefdirigenten dürfen sich nun die CD-Freunde die Dokumentation eines denkwürdigen Konzertes ins Regal stellen. Dieser Aufnahme, das ist sicher, werden viele weitere folgen.