Ihr Protest hallte laut zum benachbarten Ministerium für Wissenschaft und Kunst (SMWK), unter dessen Obhut die Musikschulen Sachsens stehen. Am Heinrich-Schütz Konservatorium Dresden (HSKD), an der Dresdner Glacisstraße war gegen Entgelterhöhung und Leistungseinschränkung demonstriert worden (»Musik in Dresden« berichtete). Der Protest gilt auch stellvertretend für die anderen Musikschulen, denn alle werden von der Haushaltssperre in Höhe von acht Prozent getroffen, welche das Land Sachsen über die Fördermittel für Musikschulen verhängt hat. Das Finanzministerium verordnete die ans Kunstministerium durchgestellten Haushaltssperren in Folge der dramatisch sinkenden Einnahmen des Freistaates. Die Förderung seitens Freistaat sinkt damit in 2010 auf 4,6 Millionen Euro von 5 Millionen, auf welche die Zuwendungen des Landes Sachsen an die Schulen seit 2002 gedeckelt sind. Jörg Clemen, Geschäftsführer des Landesverbands Sachsen im Verband der Musikschulen (VdM), hält das selbst schon für einen Beitrag zur Konsolidierung der Staatsfinanzen, den die Eltern erbringen. Mit regelmäßig angehobenen Schulgeldern finanzieren diese inzwischen im Landesdurchschnitt 38 Prozent der Schulkosten selbst. Für das Etatjahr 2010 summiert sich der Haushalt der VdM-Schulen in Sachsen auf 42 Millionen Euro. Dessen Hauptlast, etwa 50 Prozent, tragen die Kommunen.
Im Landesverband Sachsen e.V. des Verbandes deutscher Musikschulen sind derzeit 25 öffentliche kommunale Musikschulen zusammengeschlossen. In Sachsen decken sie etwa 80 Prozent des musikalischen Bildungsangebots außerhalb der Regel- und der Hochschulen ab. Im Flächenstaat Sachsen gewährleisten sie nahezu flächendeckend Musikunterricht, in großen Einrichtungen auch Tanzunterricht, nach den Richtlinien und qualitativen Standards des VdM. Mit stetigem Zuwachs seit 1997 sind die Schülerzahlen auf 44 Tausend in diesem Schuljahr gestiegen. Eine Warteliste von 4400 weist auf die Kapazitätsgrenze der Einrichtungen. Kleinste in Sachsen ist die Musikschule in Johanngeorgenstadt mit rund 250 Schülern. Die großen Konservatorien Leipzig (Johann Sebastian Bach) und Dresden (Heinrich Schütz) führen je rund 5000 Schüler im Kinder- und Jugendalter, aber auch ‚Piepmätze‘ und Senioren an Musik heran.
Grafik: P. Bäumler
Die Kürzung der staatlichen Mittelzuweisung trifft das HSKD mit 76 Tausend Euro im aktuellen Haushaltsjahr, die, so Schulleiterin Kati Kasper als Geschäftsführerin des Trägervereins Heinrich-Schütz Konservatorium e.V., auch bei einem Gesamtetat von 5 Millionen Euro von keinem Finanzpolster aufgefangen werden können. Die von der Stadt Dresden kommende Förderung ist festgeschrieben, bleibt wenigstens stabil. So musste die Mitgliederversammlung des Vereins eine deutliche Entgeltanhebung mitten im Haushaltsjahr 2010 und dazu noch weitere Sparmaßnahmen beschließen. Instrumentenkäufe in Höhe von 25 000 Euro und Lehrerfortbildung werden gestrichen. Seit 2005 gibt es einen Haustarifvertrag am HSKD, unter dem die Mitarbeiter mit 10 Prozent Lohnverzicht seit Januar 2008 ihren erheblichen Beitrag zur Konsolidierung leisten. Der zum 1. August angehobene Schulgeldtarif wurde familiengerecht ausbalanciert und insgesamt vereinfacht. Mehrfach- und Sozialermäßigungen wurden behalten und die die Begabtenförderung besser strukturiert. Mit im Durchschnitt um 10 Prozent steigenden Schulgeldeinnahmen bewegt sich die Eigenfinanzierung des Konservatoriums von derzeitigen 42 dann gegen 50 Prozent. Das ist unrühmliche Spitze in Sachsen nach München und Stuttgart. Kati Kasper sieht es kritisch, denn „… ich will nicht, das wir eine Schule für Besserverdienende werden“.
Zur Kommunikation über diese Probleme hatte der VdM Landesverband Sachsen am 17. Mai 2010 zu einem Parlamentarischen Abend eingeladen. Die von SchulleiterInnen und Abgeordneten – 16 waren gekommen, Kunstministerin Sabine Schorlemer hat gesprochen – gut besuchte Veranstaltung verstärkte den Druck, dass die Förderrichtlinie für die sächsischen Musikschulen novelliert werden muss.