Die Produktion kam im Februar letzten Jahres ins Repertoire. Glanzvoll besetzt mit Marina Rebeka und Dmytro Popov in den Hauptpartien, wurde die Inszenierung des Erfurter Opernchefs Guy Montavon recht freundlich aufgenommen. Er hatte die schlichte, aber sehr herzliche Handlung aus dem ländlichen Ambiente des frühen 19. Jahrhunderts in eine nostalgische Pastafabrik der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts verlegt. Das ansprechende Ambiente hat Hank Irwin Kittel, ebenfalls als Gast aus Erfurt, entworfen. Adina ist die Chefin der Manufaktur, Nemorino der Pampel, Belcore fliegt mit einer Staffel niedlicher Propellermaschinen ein und Dulcamara mit seinen Tinkturen gegen alles und für alles ist sowieso zeitlos.
Dass der Unterhaltungswert sich jetzt in Grenzen hält, mag daran liegen, dass der Inszenierung eine Auffrischung nottut. An etlichen Stellen, die eigentlich choreografisch recht genau gedacht sind, verwischen Verschleißerscheinungen und Nachlässigkeiten den originalen Eindruck. Das dürfte zu beheben sein. Es mag den außergewöhnlichen Anspannungen des fast ausschließlich mit eigenen Reserven gebotenen Festivalprogramms geschuldet sein. Elf Tage, zehn Aufführungen, dabei ein groß dimensionierte Premiere.
Leider ist auch der musikalische Eindruck dieser Aufführung getrübt. Modestas Pitrenas und dem Orchester will es nicht gelingen, jenen leicht dahineilenden Gestus der Buffa zu treffen, der dem Ensemble durchaus möglich ist.
Es wird aufgetrumpft wo Nuancen und Brillanz nötig wären. Bei den Solisten des Abends, Inga Slubovska und Andris Ludvigs als Adina und Nemorino bleibt es bei Willensleistungen, was zu Anstrengungen führt, die wiederum eine Reihe forcierter Töne zur Folge haben. Janis Apeinis ist an diesem Abend auch im Spiel eher zurückhaltend und Krisjanis Norvelis kann dem Dulcamara nicht viel mehr als funktionale Grundzüge geben. Die totale Ausbeutung, der man im Akkord in Adinas Pastafabrik ausgesetzt ist, merkt man den Damen und Herren des Chores an. So fallen etliche Wermutstropfen in diesen Liebestrank, was aber nach fünf besuchten Aufführungen die grundsätzlich so erfreulichen wie beeindruckenden Eindrücke vom 13. Opernfestival in Riga nicht vergällen kann.
Fotos: Gunars Janaitis
Das nächste Festival findet vom 8. – 19. Juni 2011 statt und bietet neu einstudierte und wieder aufgenommene Erfolgsproduktionen der letzten Jahre wie „Aida“, „Turandot“ und „Der fliegende Holländer“. Dazu kommen die Neuinszenierungen der Saison, „The Werewolves´ Heiress“, Musiktheater aus Lettland, Rossinis „Il Barbiere di Seviglia“ und Tschaikowskis „Eugen Onegin“. Modesta Piteras dirigiert eine Aufführung des Requiems von Verdi.
Auf dem Weg zum Kulturhauptstadtjahr 2014 wird der Rigaer Ring fertig geschmiedet. Für Oktober 2011 ist die Premiere der „Götterdämmerung“ unter der Leitung von Cornelius Meister geplant, so dass dann im Wagner-Jahr 2013 Riga seinen ehemaligen Musikdirektor des Deutschen Theaters ehren kann. Immerhin hatte er ja hier schon die ersten Ideen für sein monumentales Werk und das Theater, die „Rigaer Scheune“, wie er sie nannte, gilt als Urbild für das Bayreuther Wunschhaus…