Wenn früher ein Zug den Bahnhof verließ, ertönte die bekannte glissandierende Signalpfeife der Dampflok. Heutzutage pfeift maximal der Schaffner schrill zur Abfahrt und die einzige Musik dazu wird vom Warngeräusch beim Schließen der Türen geliefert. Wenn der klingende Sonderzug „sounding D“ des Netzwerk Neue Musik im Sommer über zwei Wochen durch Deutschland rollt, werden aus diesen Signalen ganze Konzerte. Der Zug selbst wird eine Klangspur quer durch das Land legen und an den Haltepunkten des „sounding D“-Zuges wird Neue Musik gefunden, aufgeführt, diskutiert und genossen. Ab Ende August wird Deutschland so im Wortsinne „erfahren“ und zum Klingen gebracht, und zwar jeweils an den Bahnhöfen und in den Innenstädten der 15 Netzwerkstandorte.
Der Auftakt am 25. August in Dresden verhehlt nicht einen gewissen und sehr berechtigten Pomp, gilt es doch in einer der wichtigsten Musikstädte Deutschlands den Start und damit des „sounding D“-Projektes zu zelebrieren. In Dresden ist seit 2008 das Netzwerk Neue Musik-Projekt „KlangNetz Dresden“ aktiv und hat mit seinen Partnern bisher eine beeindruckende Zahl von Konzerten und Workshops durchgeführt. Als Hauptveranstaltung des Auftaktes wird „sounding D-Dresden“, eine Komposition von Carsten Hennig uraufgeführt, das in eindrucksvoller, durchaus massiver Weise die erwartungsvolle Atmosphäre des Aufbruchs musikalisch beschreiben wird. Und doch wird kein vorgefertigtes Konzertereignis von Profis gestaltet, das Ergebnis ist noch offen. Denn jeder kann mitmachen, der Stimme und / oder Instrument besitzt. So ergeht seit einigen Wochen der Aufruf in der ganzen Stadt.
Dresden wird in diesem Auftakt als gewaltig tönende Stadt vorgestellt – die Ausgangsidee von Hennigs „sounding D-Dresden“ ist die Einladung zahlreicher Dresdner Musiker an einem zentralen Platz, um gemeinsam ein neues Werk aus der Taufe zu heben. Die plötzliche Versammlung und gemeinsame Aktion enorm vieler Menschen an einem Ort führte zu dem Untertitel „Flashmob-Konzert für Neue Musik“ für Hennigs Komposition, einzig der Geheimhaltungscharakter der Flashmobs bis zur Aufführung wird hier durchbrochen werden müssen. Über die direkt am Klangnetz Dresden beteiligten Partner hinaus, zu denen u. a. die Sächsische Staatskapelle und die Dresdner Philharmonie gehören, werden sich bei sounding D – Dresden auch Laienmusiker, Chöre wie Instrumentalisten beteiligen. Das Stück berücksichtigt die Vielfalt der Mitwirkenden und lebt vor allem von der großen Anzahl der teilnehmenden Personen. Je mehr Menschen sich dafür begeistern, desto wirkungsvoller wird sich das Klanggeschehen vor Ort entwickeln.
Grundlage der Komposition sind zwölf sehr charakteristische Klangmaterialfragmente, die als Noten-PDFs für verschiedenste Instrumente und Singstimmen im Internet zum Download verfügbar sind. Professionelle und semiprofessionelle Ensembles werden sich außerdem innerhalb des Werkes per Live-Einspielungen in einer Art Ensemblekadenz präsentieren. Die Mitwirkenden bestimmen mit Ihrem individuellem Spiel bzw. Gesang den Verlauf des Stückes, wobei erst durch die hohe Anzahl der Musikerinnen und Musiker ein sich beständig veränderndes Klangfarbenspiel erzeugt wird.
sounding D – Dresden setzt ganz bewusst auf das in der Stadt Dresden vorhandene kreative Potential und zeigt schon in der Organisation Wege intensiver Kooperationen und Synergieeffekte ganz unterschiedlicher lokaler Partner. Es ist auch der Kulminationspunkt der bisherigen KlangNetz-Aktivitäten und repräsentiert das Wesen dieses Verbundes auf spielerische Weise. Zusätzlich zu diesem Projekt von Carsten Hennig werden am Starttag des Zuges weitere Veranstaltungen stattfinden: nach der Aufführung von sounding D – Dresden wird eine soundparade zum Hauptbahnhof ziehen, dort wird die Abfahrt des sounding D-Zuges gesondert zelebriert. Dann bereits hat der Sonderzug das erste Klangmaterial aufgesogen: das tönende Dresden, das auch nach Abfahrt des Zuges dank des KlangNetz Dresden weiter auf Entdeckungsreise in Sachen Neue Musik gehen wird. Alle Stationen und Veranstaltungen von Sounding D finden sich auf einer eigens eingerichteten Seite, auf der man auch schon auf Klangentdeckungsreise gehen kann.
sounding D – Dresden im Internet: http://www.sounding-d-dresden.de
Netzwerk Neue Musik: http://www.netzwerkneuemusik.de/