Oops, he did it again! Als der Cellist Jan Vogler vor drei Jahren eine CD mit dem Titel "My Tunes" vorlegte, gab es Irritationen. Erwartet man doch eine "Best of"-CD der schönsten Lieblingslieder eines Musikstars eher gegen Karriereende, wenn die Sing- oder Spieltechnik nicht mehr so richtig mitmacht und das Label schnell noch ein bisschen Kohle mit dem Ruf des Stars machen möchte. Jan Voglers Karriere ist mitnichten zu Ende, eher strebt sie dieser Tage von Höhepunkt zu Höhepunkt.
Und doch hat er’s nun wieder getan: auf der neuen Ohrwurmplatte "My Tunes 2" beginnt Vogler mit Camille Saint-Saens‘ "Schwan" aus dem Karneval-der-Tiere-Zyklus, interpretiert Gabriel Faurés fünfminütigen Begräbnisklassiker "Elegie für Violoncello und Orchester", rattert durch Rimski-Korsakows "Hummelflug" (gut, David Garrett schafft den zehn Sekunden schneller, aber auf ungleich kleinerem Insekt reitend), schließlich singt sein Instrument gemeinsam mit den Dresdner Kapellsolisten Franz Schuberts "Ave Maria". Und dann – prust – ist das nicht "Danny Boy"? Im Programmheft steht der Ohrwurm als "Farewell to Cucullain" von Fritz Kreisler; aha!
Gut, Nigel Kennedy hat vor fünf Jahren die CD "Inner Thoughts" eingespielt, mit lauter zweiten Sätzen aus Violinkonzerten. Welche Aufmerksamkeitsspannen trauen uns die Künstler denn zu? Keine Zeit, das zu Ende zu denken. Ich muss schnell meinen neuen Facebook-Account checken.