Auch in diesem Jahr wieder, vor der barocken Kulisse des Ballsaals unter freiem Himmel, eine Dresdner Sommerspezialität, die Tänzerische Serenade mit dem Ballett der Landesbühnen Sachsen. Als Uraufführung präsentiert die Kompanie in der Choreografie ihres Chefs Reiner Feistel, in den Kostümen von Silke Schneider, eine Harlekinade mit Musik von Gioacchino Rossini. Dazu kommen Arbeiten aus dem Repertoire und machen diesen sommerlichen, unterhaltsamen Abend für Dresdner und ihre Gäste komplett.
Natürlich wird hier nicht zum ersten Mal zu beliebten Ouvertüren und einigen Sätzen der Streichersonaten Rossinis vergnüglich getanzt, natürlich kann man raffiniertere Herangehensweisen kennen, man denke nur an Mauro Bigonzettis „Rossini Cards“. Die Radebeuler Truppe aber überzeugt mit ihrer Leistung auf ihre Art.
Reiner Feistel lässt drei höchst unterschiedliche Paare, Pierette und Tartaglia als so unglückliches wie hoffnungsloses Liebespaar, zwei gegensätzliche, balgende Harlekine und die rivalisierenden Haudegen Dottore und Capitano, dazu drei reizende Signorini, durch einen agilen und peniblen „Conservatore di museo“ zu zauberhaftem, tänzerischem Leben erwecken.
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Da kommen der Choreografie die individuellen Stärken der Tänzerpersönlichkeiten zugute, wenn etwa der spitzbübische Charme Friedemann Krieners auf die markanten Charakterlinien seines Harlekin-Konkurrenten Norbert Kegel trifft. Die quirlige Beate Arndt und Till Geier mit seinen weichen, melancholischen Haltungen sind die ungleichen Liebenden. Jiri Sieber spielt seine flinken Trümpfe als Dottore gegen die äußerliche Überlegenheit Michael Sandors als Capitano aus, bevor beide von den Harlekinen abgefüllt und abgestellt werden. Sandy Ehm, Anna Paunok und Tiphaine Appelhans machen mit ihren leichten, luftigen Tänzen das Ensemble der Commedia dell arte komplett, das der am Ende gar nicht so gestrenge Conservatore erst entstaubt und dann zu turbulentem Leben erwecket, was neben den Soli, Duetten und Trios auch manche Verknotigung und Verknäulung aus Übermut, Spielwitz, Rauflust und Liebesfrust einschließt. Patrick Finger ist der tänzerisch höchst souveräne Zaubermeister mit Staubwedel.
Man kann sich gut vorstellen, wie der Schweiß geflossen sein mag, als bei sommerlichen Höchsttemperaturen die Endproben vonstattengingen. Zur Premiere floss nach anfänglichen, verkraftbaren Tropfen der Regen in Strömen. Im Ausweichquartier, dem Marmorsaal des Dresdner Zwingers, begaben sich nach turbulentem Finale auf engstem Raum alle Figuren der Harlekinade wieder in ihre musealen Quartiere. Nach einem zarten „Intermezzo mit Scarlatti“, getanzt von Marijke Wagner, und vier rasanten Tänzen aus der aktuellen Schwanensee-Choreografie ging mit dem Jubel des Publikums im Saal die Sonne auf und draußen ein Wolkenbruch hernieder.