Es hätte so schön werden sollen. Mit Klaus Maria Brandauer war für kommenden Freitag (24. September) ein Berserker angekündigt, der dem AHAB-Projekt von Sächsischer Staatskapelle und Gläserner VW-Manufaktur titanisches Leben einhauchen sollte. Noch Ende Februar gab sich der weltberühmte Burgschauspieler und Hollywoodstar („Jenseits von Afrika“; hierzulande aber wohl vor allem als Hendrik Höfgen in „Mephisto“ bekannt) betont locker und parlierte am Straßburger Platz mit Blick auf Dresden ausführlich über das Vorhaben. Die Frage eines Journalisten nach der AHAB-Musik beantworteten Produzent und Hauptdarsteller damals eher zögerlich: modern sei sie, ja, aber trotzdem nicht abschreckend, "Sie wissen schon". Das Ganze sei als Familienprojekt angelegt, und sicher nicht angetan, die Musikgeschichte zu revolutionieren. Überhaupt, man sei an Brandauer schon in einer frühen Projektphase, als noch keine Note existierte, herangetreten, er sei "die logische Wahl" gewesen. Und habe gerne zugesagt. Was Brandauer sogleich gefällig nickend quittierte.
Wie die Sächsische Staatskapelle am Montag, also vier Tage vor der Premiere und Uraufführung nun offiziell mitgeteilt hat, stehe Brandauer für die Partie nicht mehr zur Verfügung. "Nach der ersten Orchesterprobe zu dem symphonisch-literarischen Projekt »AHAB« nach Motiven des Romans »Moby Dick« von Herman Melville haben der Produzent Martin Mühleis und Klaus Maria Brandauer die Zusammenarbeit beendet", heißt es lapidar in der heutigen Pressemeldung. Spekulieren ist erlaubt: Wollte Brandauer sich für ein Projekt, das augenscheinlich durch die Schlagkraft seines Namens eher als durch inhaltliche Qualität punkten wollte, nicht mehr als Zugpferd hergeben?
Mit dem aus Paris stammenden Schauspieler und singenden Entertainer Dominique Horwitz sei indes rasch ein adäquater Ersatz gefunden worden, teilte die Staatskapelle weiter mit. Der 1957 geborene Künstler, in Dresden nicht zum ersten Mal auf der Bühne, werde die Sprecherrolle nun übernehmen und den Part unter der musikalischen Leitung von Sebastian Weigle sowohl beim langjährigen Staatskapell-Partner Gläserne Manufaktur als auch beim unmittelbar darauf folgenden Gastspiel im Festspielhaus Baden-Baden ausüben. Auch die von vornherein geplante CD-Produktion des AHAB sollte durch den Wechsel der Darsteller nicht gefährdet sein.
Es dürfte also sehr schön werden.
(Foto: suze | photocase.de)
Vorstellungen in Dresden: Gläserne Manufaktur von VW am 24. und 25.9.2010 um 20 Uhr