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Musikhochschule bereitet ihre Studenten besser aufs Berufsleben vor

Jahrelang ist man da als Musikstudent Tonleitern rauf- und runtergeflitzt, hat sich notgedrungen in Orchesterprojekte der Hochschule ergeben, um hinterher um so fleißiger aufzuholen, was man in diesen Wochen an Übezeit "versäumt" hat. Dann das mit ordentlich Lampenfieber durchkämpfte Diplomkonzert – und plötzlich steht man vor dem Hochschulgebäude am Wettiner Platz und fragt sich: war’s das jetzt? Und wie, bitteschön, soll ich jetzt einen Beruf ergreifen?

Der Prorektor für künstlerische Praxis, Prof. Andreas Baumann, kennt das Problem. "Generationswidersprüche" hat er ausgemacht zwischen Hauptfachlehrern, für die die Abfolge "Studium – feste Orchesterstelle – Rente" immer noch die vorrangige Vorstellung ist, und den Studenten, die heute auf einen immer gnadenloseren Markt für künstlerische Berufe drängen. "Nehmen wir nur mal die Sänger", erklärt Baumann: "nach ihrem Abschluss arbeiten sie dauerhaft als freie Pädagogen, engagieren sich in freien Ensembles, nehmen Gastengagements an. Eine Festanstellung ist heute sehr viel seltener geworden."

Die Dresdner Musikhochschule will auf diese Anforderungen nun reagieren. Mit neuen Studiengängen und speziellen "Career Service"-Modulen versucht sie, ihre Studenten für den umkämpften Arbeitsmarkt fit zu machen. Sie bietet neuerdings Workshops zur Selbstvermarktung für Musikpädagogen und Seminare über Musikrecht an. Nach ihrer Elternzeit wird zudem die junge Sängerin und Sprechwissenschaftlerin Prof. Elisabeth Holmer in wenigen Wochen das Amt des Prorektros für Lehre und Studium übernehmen. "Mit Frau Holmer, deren eigenes Studium noch gar nicht lange zurückliegt, wollen wir die direkte Brücke zu den Studenten schlagen", sagt der designierte Rektor der Hochschule, Prof. Ekkehard Klemm. "Sie versteht die alltäglichen Probleme der Studenten besser und hat auch einen frischen Blick auf unsere neuen Bachelor- und Masterstudiengänge." Klemm, der seinen Dirigierunterricht zugunsten der neuen Leitungsaufgaben zurückfahren wird, weiß ausführlich über die Engagements seiner Schüler Bescheid, und verfolgt deren Karrierewege aufmerksam. "Viele unserer Absolventen konnten in den vergangenen Monaten attraktive Stellen antreten, so etwa Oksana Lyniv, die jetzt an der Odessaer Staatsoper dirigiert."

Zu wenige Studenten haben indes realistische Vorstellungen von der Berufspraxis, die sie erwartet, sekundiert Baumann – indes sei das kein genuin Dresdner Problem. "Klar, wer so viel übt, dass er selber gar keine Konzerte besucht, verliert naturgemäß den Anschluss", glaubt der Prorektor. Neben der verstärkten Zusammenarbeit mit Alumni der Hochschule ist ab diesem Wintersemester auch ein neuer "career service" im Angebot. Ob die Studieren an ihrer Bühnenpräsenz feilen wollen, eine Steuererklärung als Freiberufler ausfüllen müssen oder mit den Regularien der Künstersozialkasse kämpfen – bei solchen Fragen hilft der neue Service. Neben weiterführenden Jobtrainings ist auch das simple Ausdrucken einer Bewerbung in bester Qualität im Angebot, auf dass künftige Absolventen sich kenntnisreich und gut vorbereitet ins berufliche Haifischbecken stürzen können. Auch eine gründliche Evaluierung der Vermittlungserfolge einzelner Studiengänge – das sagt der neue Rektor Klemm ganz zuletzt – sei in Zukunft geplant. Nun gelte es noch, die ‚alten Hasen‘ der Zunft von der Notwendigkeit der neuen Angebote zu überzeugen.

 

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