Fünf Elemente bestimmen die Dresdner Musikfestspiele 2011: Das geerdete Dresdner Publikum. Die quicklebendig plätschernde Inspiration Jan Voglers. Feurige Musikweisen aus aller Welt. Und der Geist der Kunst, der Musenäther, der uns alle einhüllt. Der Intendant blickt schon einmal voraus. Bei der Jahrespressekonferenz ließ sich Jan Vogler von den Journalisten ausfragen, spielte sich die Bälle mit der rasenden Reporterin Andrea Thilo hin und her. »Musik in Dresden« hat mitgeschrieben.
Über den koreanischen Sänger "Rain":
"Rain ist der Michael Jackson Asiens, ein Superstar. Bei unserem ersten Treffen in Korea habe ich ihn gar nicht richtig wahrgenommen. Wir haben aber später gemeinsam eine Boutique eröffnet. Da waren die Straßen abgesperrt; links und rechts Mauern von weiblichen Fans. Er hatte noch nie ein Cello gesehen, ich habe ihm vorgespielt. Wir haben uns angefreundet. Auf unsere Wiederbegegnung bin ich gespannt."
Über das "Singapore Symphony Orchestra", das am 20. Oktober im Albertinum zu Gast ist:
"Das Orchester wurde in den siebziger Jahren gegründet. Heute ist es zuhause in einem Konzertsaal, von dem Dresden nur träumen kann. Es hat sich künstlerisch extrem verbessert. Jede Position, die frei wurde, hat Chefdirigent Lan Hui mit einem guten jungen Musiker besetzt. Das hat eine wahnsinnige Dynamik. Jedes Jahr wird das Orchester 15 Prozent besser… Klar, sie spielen keinen Beethoven, keinen Brahms. Da brauchen sie vielleicht noch ein paar Jahre, um mit europäischen Orchestern zu konkurrieren."
Über die Dresdner Musikfestspiele:
"Festival heißt immer: es muss etwas besonderes passieren. In Dresden haben wir eine starke kulturelle Basis. Wenn die Musikfestspiele starten, müssen wir Ensembles von außen bringen, aber auch neue Spielstätten vor Ort entdecken.
Ich habe zur Eröffnung des Albertinums gespielt und war von dem Saal begeistert. Wir wissen noch nicht wirklich, ob das geplante Konzert, die Akustik funktionieren wird. Aber es ist wichtig, solche Experimente zu machen. Ich bitte Sie alle: wir müssen da länger experimentieren, an diesem Saal arbeiten! Die Frauenkirche ist doch ein perfektes Beispiel. Lorin Maazel fragte mich, als wir dort gemeinsam auftreten sollten: "Wie ist die Akustik?". Ich antwortete: "Also, ein wunderschönes Gebäude ist das…" Hinterher kamen Leute zu mir, die sagten, das sei das Konzert ihres Lebens gewesen. Wir als musikalische Botschafter müssen verstehen, dass ein Konzert heute anders funktioniert als ein Abonnementenkonzert in den siebziger Jahren."
Über die nach wie vor knappe Finanzierung:
"Wir haben eine Zwangsjacke, die heißt Budget. Ich kann damit eigentlich kein Festival machen. Aber – im Moment noch – kann ich meine Partner, die Staatskapelle, die New Yorker Philharmoniker und auch andere Freunde auf andere Weise aktivieren. Wir haben damit ein Festival, das mit dem Budget eigentlich nichts zu tun hat! Das bekommt Dresden aufgrund seines Charmes, seiner Geschichte. Und jetzt mein mahnender Zeigefinger: jetzt hat Dresden das Festival. Und jetzt müssen wir das in die Zukunft tragen. Ich sage aber ganz klar: das Zaubern hat auch mal ein Ende. So geht die Programmgestaltung nicht weiter.
‚Aller guten Dinge sind drei‘ – ich habe immer gesagt, ich möchte das drei Jahre durchhalten. Aber die Politiker müssen wissen, dass wir mit Festivals mit weit höheren Budgets mithalten. Und das ist momentan einfach kein fairer Wettbewerb."
Über das U30-Abonnement:
"Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich habe nichts gegen Konzerthörer, die über 60 sind. In jedem U30-Konzert ist etwas besonderes los, das Programm, der Ort. Hinter jedem Konzert steckt ein Anreiz für junge Leute, ins Konzert zu gehen und dieses ganz spezielle Aha-Erlebnis zu haben."
(Teaserfoto: Mat Hennek)