Wer im Adressverzeichnis von Joachim Herz erfasst gewesen ist, kann ein Lied darüber singen – Berge von Post waren die Folge. Mal kurze Annotationen, mal ausführliche Schilderungen von Opernerlebnisse, oft launig, aber stets pointiert und mit Sachkenntnis geschrieben. Der langjährige Leipziger Operndirektor – er hatte 1960 den Neubau des Opernhauses mit Wagners „Meistersingern“ eröffnet und zwischen 1973 und 1976 dort den legendären „Jahrhundert-Ring“ vorweggenommen – begann seine Arbeit als Spielleiter am Landestheater Radebeul. Nach Jahren als Intendant und Chefregisseur der Komischen Oper Berlin kehrte er in seine Geburtsstadt zurück und übernahm 1981 dort die Position des Chefregisseurs. Unvergessen seine Inszenierungen von Webers „Freischütz“ und dem „Rosenkavalier“ von Richard Strauss zur Wiedereröffnung der Semperoper im Februar 1985.
Bis zum vergangenen Jahr lebte Joachim Herz, der früh schon in aller Welt als Gastregisseur gefragt war, im Spagat zwischen Dresden und Leipzig. Beide mit Büchern, Noten, Schallplatten und Schriften übervollen Wohnungen führte der Ehrendoktor der Dresdner Musikhochschule dann in seiner Leipziger Bleibe zusammen. Eine Menge aus dem wertvollen Vorlass ging ans Archiv der Berliner Akademie der Künste.
Seine Aufsätze stehen nun bald allen Interessierten zur Verfügung. Nicht nur Musikwissenschaftler und Regisseure dürften sich darauf stürzen, sie sind gewiss auch für Studiosi und sonstige Opernliebhaber gefundene Kost. Die auf drei Bände angelegte Reihe „Oper mit Herz“ wird von der estnischen Musikwissenschaftlerin Kristel Pappel, die dem Regisseur in später Ehe eine unermüdliche Hilfe gewesen sein dürfte, sowie vom Dresdner Experten Michael Heinemann herausgegeben und erscheint im Kölner Verlag Dohr. Band 1 wird am 4. Dezember druckfrisch in der Oper Leipzig präsentiert, selbstredend im Beisein der beiden Herausgeber, und vereint Herz‘ Schriften „Von der Barockoper zum Musikdrama“. Diese gemeinsam vom Verlag und der Musikhochschule Carl Maria von Weber initiierte Präsentation bietet zudem die Gelegenheit, das im Handel für 39,80 Euro angebotene Buch zu einem günstigen Vorzugspreis zu erwerben.
„In memoriam Joachim Herz“ ist diese Veranstaltung überschrieben, die zudem mit Filmausschnitten der legendären Herz-Inszenierung von Händels „Xerxes“ und einem Vortrag von Kristel Pappel bereichert werden soll. Dies ist der Auftakt zu einer vierteiligen Reihe über den Opernregisseur und Theaterwissenschaftler Joachim Herz.
Oper Leipzig, 4. Dezember, 15 Uhr