Das Sächsische Wissenschafts- und Kunstministerium schreibt die Stelle des Intendanten der Landesbühnen Sachsen bereits jetzt neu aus. Bis Ende Januar sind Bewerbungen möglich, teilte das Ministerium am Montag mit. Der Vertrag des amtierenden Intendanten Christian Schmidt endet eigentlich erst Mitte 2013. Schmidt selbst hatte angezeigt, dass er diesen Vertrag nicht verlängern will. Er führt die Landesbühne mit Stammhaus in Radebeul seit mehr als 20 Jahren und dürfte damit der dienstälteste Intendant eines staatlichen Theaters in Deutschland sein. Dies seien seine besten Jahre gewesen, hat Schmidt stets betont.
Die vorzeitige Ausschreibung steht im Zusammenhang mit einer im neuen Landeshaushalt 2011/12 verankerten Strukturreform der Landesbühnen. Danach soll das Theater aus der direkten Landesträgerschaft entlassen und voraussichtlich in die Rechtsform einer GmbH überführt werden, an der der Freistaat und zumindest auch die Sitzgemeinde Radebeul beteiligt sind. Zugleich soll die Bühne ihre Reisetätigkeit verstärken und ergänzende Aufgaben in den Kulturräumen wahrnehmen, die das Theater mit drei Millionen Euro indirekt mitfinanzieren. Der Zuschussbedarf wird auf 12,5 Millionen Euro gedeckelt.
Diese im Herbst heftig umstrittenen Veränderungen hatten den Intendanten in spürbare Loyalitätskonflikte gestürzt. Es bleibt indessen Spekulation, ob Christian Schmidts derzeitige Krankheit damit im Zusammenhang steht. Das Kunstministerium begründet die zeitige Ausschreibung seiner Nachfolge damit, dass der zukünftige Intendant oder die Intendantin „bereits in die Erstellung des neuen Konzeptes eingebunden werden kann“. Auch der kaufmännische Geschäftsführer und stellvertretende Landesbühnen-Intendant Till Wanschura hält es für sinnvoll, „dass derjenige, der die Suppe dann auslöffeln muss, zumindest weiß, welche Zutaten auf dem Tisch stehen“.
Wanschura betont zugleich, dass es sich nicht um ein Verfahren gegen Christian Schmidt und seine Intentionen handele. Aus dem Kunstministerium aber gibt es Signale, dass Schmidts Vertrag möglicherweise vorzeitig aufgelöst werden könnte. Wie attraktiv ist jetzt noch eine solche Stellenausschreibung? Auch unter den vom Landtag beschlossenen und am Theater mehr oder weniger zähneknirschend quittierten neuen Bedingungen bleiben die Landesbühnen „eine der ersten Adressen“ und deren Intendantenstelle ein „toller Job“, meint Wanschura. Bis Ende April muss sich die Stadt Radebeul entschieden haben, ob sie mit zunächst 300 000 Euro jährlicher Kostenbeteiligung in die Mitträgerschaft einsteigen will. Andernfalls hat der Freistaat damit gedroht, die Bespielung für die Radebeuler einzustellen.
Eine Textfassung des Artikels ist am 4. Januar in den Dresdner Neuesten Nachrichten erschienen. Wir bedanken uns bei dem Verlag für die freundliche Abdruckgenehmigung.