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„Träumt!“

Ein Königreich für einen Ball! Märchenhaft und spielerisch ging es zu beim TJG-Theaterball. Dem jungen Ensemble und vielen Musikern ist ein Fest gelungen, für das sie rechtens gefeiert wurden. (Fotos: Klaus Gigga)

Ein Theater, das in einem einstigen Ballhaus logiert, in einer Stadt, die sich mit Opern-, Swing-Band- und Hutbällen allzu gern feiert, das muss ja irgendwann auf den Gedanken kommen, mal selbst einen Ball zu veranstalten. Wenn dieser Veranstalter aber das Theater der Jungen Generation ist, bleibt doppelte Vorsicht geboten. Zunächst einmal darf es nicht staatstragend, sondern muss jugendfrei zugehen auf diesem Ball, und obendrein soll keine Kopie glotzäugiger Diederich-Heßling-Defilees aufgewärmt werden. Was also tun? Neue Wege beschreiten!

Das TJG, seit langem und wohl noch bis auf weiteres in der fernen Spielstätte des ehemaligen Tanzlokals „Constantia“ am westlichen Stadtrand zu Hause, wusste zunächst einmal die einst gewiss feinen Räumlichkeiten bestens zu nutzen. Dass es um die Funktionalität hinter den Kulissen schon längst nicht mehr so prächtig bestellt ist, gurren inzwischen sogar die Tauben vom Rathaus. Und sowieso die an der Traufe vom (Kultur-?)Kraftwerk Mitte.
Zwei Abende lang wurden Saal, Bühne, Kulissen und Nebengelass zum Theaterball „Träumt!“ umgestaltet und in jeweils fünf Akten durchgängig bespielt. Zwei ausverkaufte Abende lang am Freitag und Samstag. Beim Flanieren durch das einfallsreich dekorierte Festareal – schon der Haupteingang war mit goldenen Schuhen drapiert – mengten sich Gäste und Macher bunt durcheinander. Zum Blickfang gerieten natürlich vor allem die jungen Damen und Herren in ihren fantastischen Kostümen. Hier ein Hauch Nostalgie, dort ein gewagtes klein bisschen Zuviel an Bein, schillernde Kleider, schrille Frisuren, und später am Abend, beim Tanz, überall Masken. Etwa vierzig Jugendliche haben gemeinsam mit der Theaterakademie des TJG gezeigt, wie eine Atmosphäre des Zauberhaften, des Anspielungsreichen, ein Flirren erzeugt werden kann. Jung, frisch, ein klein wenig frech – etwa wenn scheinbar spontane Dialoge den Tanzpartner plötzlich kompromittieren – und vor allem voller Ideen!

Die Veranstalter hatten Dresdner Bands und Musiker eingeladen, den Ball zum Klingen zu bringen. Mit hintergründig gefühligen Melodien vollbrachte das Orchester „The Harmonics“ Glanzleistungen und setzte einen Hauch „Anatevka“ neben traurigen Walzer. Kurze Märchengeschichten wurden zu Musik eines Flötenquartetts eingesprochen, rockiger Nachwuchs sorgte für Energieschübe, hinter einem Gazevorhang gab es einen Mix aus Liedgut und Lampen, sanfter Jazz zauberte Mitternachtsstimmung. Dabei durfte der Traum gar nicht solange gehen, Stichwort jugendfrei. Dem entsprach sogar das Getränkeangebot, selbstredend alkoholfrei.

Doch in einem Punkt wollte man anderen Bällen nicht nachstehen – die Wahl einer Ballkönigin! Fünf Kandidatinnen wurden gekürt, wie sie unterschiedlicher kaum denkbar wären. Zum Schluss wurde zwecks Vermeidung weiterer Zickenkriege – keine gekürt. Das kategorische Ballmotto „Träumt!“ sollte schließlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieses Fest im Jugendtheater stattfand, da war neben viel Spaß und guter Unterhaltung natürlich auch ein klein wenig Pädagogik gefragt. Vielleicht sollte gleich noch ein klein wenig weiter geträumt werden, auf dass sich aus diesem gelungenen Fest eine zünftige Eröffnungsparty für das Kulturkraftwerk entwickeln ließe?

Eine Textfassung des Artikels ist am 7. Januar in den Dresdner Neuesten Nachrichten erschienen. Wir danken dem Verlag für die freundliche Genehmigung, ihn hier erneut abdrucken zu dürfen.

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