Wer künftig Opernkarten in der Dresdner Schinkelwache kauft, kann sich von einem Spielzeit-Gemälde des Berliner Künstlers Ulrich Neuling inspirieren lassen, das die Semperoper-Intendantin Dr. Ulrike Hessler heute feierlich enthüllte. Das Stilleben zeigt Themen und Objekte der neunzehn Neuproduktionen, die in der nächsten Spielzeit am Haus geplant sind; darunter etwa Bordeaux aus dem Tetrapak, der an Gaetano Donizettis «Liebestrank» gemahnt, aber auch die modischen Insignien einer «Dilettanten-Diva». So lautet der Titel eines kurzen und vergnüglichen Opern-Intermezzos von Giovanni Battista Martini, das ab März 2012 neugierige Erstbesucher in die Semperoper einladen möchte.
Das klassische Dresdner Repertoire, vor allem Strauss- und Wagner-Opern, rücke dagegen zukünftig erst einmal in den Hintergrund, kündigte die Intendantin an. Man wolle das lokale Publikum mit diesen Werken nicht ermüden. Hingegen will das Haus in Zukunft mit einer Barock-Linie und vor allem auch mit Schlüsselwerken des 20. Jahrhunderts auf sich aufmerksam machen. Die Auftragsoper «Jakob Flügelbunt» des Tschechen Miroslav Srnka wird zudem Ende des Jahres ihre Uraufführung haben. Und eine Neuschöpfung des Dresdner Komponisten Johannes Wulff-Woesten, die Erich-Kästner-Revue «Karneval der Tiere», ist für Juli 2012 geplant. An diesem Projekt werden 150 Kinder vor und hinter der Bühne beteiligt sein. «Musiktheater ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit, ein Lebensmittel für die Seele», sagt Ulrike Hessler dazu. Die Neue Reihe «Junge Szene», die bereits in der aktuellen Spielzeit über 20.000 Kinder und Jugendliche an das Haus lockt, werde deshalb ausgebaut, und die Veranstaltungen der «Jungen Choreographen» fortgesetzt, wie Ballettdirektor Aaron S. Watkin ankündigte.
Nicht so recht ins Bild passten dagegen offenbar der «Jazz in der Semperoper» und die monatlich veranstaltete Lieder-Reihe. Erstere ist auf zwei Veranstaltungen zurückgefahren worden – «vorübergehend, wir wollen diese Farben keinesfalls verlieren», wie die Intendantin betonte -, letztere wird zum Ende der aktuellen Spielzeit eingestellt. Dafür seien künftig einzelne Liederabende im intimeren Rahmen der kleinen Spielstätte Semper 2 geplant.