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Müllerbursch mit Zauberflöte

Wir werden, sagt der Radebeuler Wolf-Dieter Gööck, meiner Stadt zum ‚Zug nach Kötzschenbroda’ einen weiteren Hit verpassen mit unserer SERKOWITZER VOLKSOPER. Die Freischaffenden Wolf-Dieter Gööck (Sänger, Schauspieler, Regisseur, Produzent) und Milko Kersten (Dirigent) haben im April schon ihre neue Plattform für Musiktheater-Produktionen gegründet, deren erste sie jetzt in der Saloppe präsentieren. Den Namensteil ‚Volk‘ in Serkowitzer Volksoper sehen sie betont als im wienerischen Sinn Theater für Jedermann. Aber auch als Auftrag einem unvertrauten Publikum, übers Amüsement an einem lauen Sommerabend, niederschwellig Zugang zum Genre Oper zu vermitteln.

Mit einer ‚Ersten Dresdner Off-Oper‘ begann der Bühnenerfolg schon 1993 „Durch die Wälder, durch die Aua – Eine deutsche Kummeroper nach Webers Freischütz“ erlangte Kultstatus, wurde zwei Jahre gespielt und von weiteren, heiteren Opernumsetzungen gefolgt. Seit gemeinsamer Erarbeitung 1997 von Ferruccio Busonis ‚Arlecchino‘ arbeiten Gööck und Kersten zusammen. Ab 2003 bestritten sie mit Richard Hughey im Team alljährlich in Cottbus den ‚Lausitzer Opernsommer‘. Sieben Stücke insgesamt produzierten sie, bis das Projekt infolge abbröckelnder Zufinanzierung 2010 leider starb. Publikumsliebling mit 1.500 Besuchern war eine 2008 uraufgeführte Umarbeitung von Mozarts ‚Zauberflöte‘, die allzu Weihevolles des Schikanederschen Librettos ins Heitere kehrte.

Wer stiefelt denn da katerig durch die Mozart-Oper? (Bild: Robert Jentzsch)

In ihren 14 Jahren künstlerischer Zusammenarbeit ist dem Duo eine Handschrift für diese Musiktheaterproduktionen gereift, welche die Grenzen zwischen Genres überschreitend, Texte und Kompositionen vewirbelt, Hehres mit Heiterem montiert, dabei, so Kersten „den Spagat wahrend, zwischen Respekt und Respektlosigkeit gegenüber dem musikalischen Erbe. Jetzt bei ‚Müllerbursch und Zauberflöte‘ rühren wir keines der genialen Notencluster Mozarts an, ich adaptiere lediglich, denn wir spielen ja nur mit wenigen Instrumenten.“

Eigens für diese Produktion gegründet, rekrutiert sich die Band ‚MUSI NAD LABEM‘ aus fünf jungen Musikern, die mit Klarinetten und Geige als Hauptmelodienträger unter der Leitung von Thomas Gläser am Klavier die Aufführung begleiten. Alle Sänger des Ensembles sind Absolventen oder Studenten der Dresdner Hochschule für Musik. Gööck, als Dozent für ‚Dramatischen Unterricht‘ wie Kersten, mit Lehrauftrag ‚Assistenz Opernklasse‘, betonen die völlige Unabhängigkeit ihrer Produktionen von der Hochschule, wenn auch die Besetzungswahl unter den Besten ihnen dadurch erleichtert ist. Sofern sie die jungen Künstler auch gewinnen können, denn „wir honorieren mit Einnahmeschnitt, was in die Abendkasse kommt wird geteilt“ – durchaus ein Abenteuer.   

Die ganze Zauberflöten-Personage wird bestritten von nur Zehn, was Mehrfachbesetzung abverlangt, doch bringen sie alle schon vielfache Auftritt- und Bühnenerfahrung mit, die sie das spielend meistern lässt. Wie Maria Perlt, welche die ‚Königin der Nacht‘ gibt, aber auch die Rollen Papagena, ein Priester, ein Zwerg und dabei Atem nicht verliert für höchste Koloraturen in der Königins Wutarie bis zum dreifachgestrichenen F.

Schon aus der Besetzungsliste zwinkert der Witz, Schneewittchen = Pamina. Zur Handlung sei zitiert „Wir wissen Bescheid – Schneewittchen liegt nach dem dritten Attentat der bösen Schwiegermutter im Koma, hübsch aufgebahrt im gläsernen Sarg, umgeben von den schluchzenden Zwergen. So weit so gut. Oder auch nicht. 

Aber wer ist eigentlich der Prinz, der den Zwergen die schöne Leiche abschwatzt, Moment mal, ist das nicht der arme Müllerbursche, der durch die unlauteren Tricks des Gestiefelten Katers gerade erst zum Prinzen hochgestapelt worden ist? Ach richtig, da taucht ja auch der Kater selbst auf, und das Ganze spielt offenbar im Reich des bösen Zauberers … Allein das wäre schon der Ausgangspunkt für ein schräges Märchen-Crossover, aber es kommt noch dicker: Der Zauberer heißt Sarastro, die Stiefmutter ist die Königin der Nacht, der siebente Zwerg führt im bürgerlichen Leben den Namen Monostatos und ist auf Schneewittchen scharf; und nun wird klar, dass wir uns in einem Theaterstück befinden, das die Grimmschen Märchen mit Mozarts Zauberflöte verquirlt und sein Publikum von einer überraschenden Wende zu anderen führt. (Theaterzettel)“

Ein vergnüglich-schräger Theaterabend zu Mozarts herrlichen Melodien wird garantiert an den sechs Spielabenden, an denen ‚Müllerbursch und Zauberflöte‘ gegeben wird. Der Park der traditionsreichen Dresdner Saloppe am Elbhang zu Fusse der drei schönen Schlösser, bietet dafür die zauberhaft romantische Märchenkulisse.

„Müllerbursch und Zauberflöte – Eine Märchenoper nach Mozart und den Brüdern Grimm“, Wolf-Dieter Gööck Konzept, Buch, Regie, Milko Kersten musikalische Leitung.

Öffentliche Generalprobe Montag, 1. August 2011, 20 Uhr

Premiere Mittwoch, 3. August, 20 Uhr, sodann Aufführungen täglich bis 7.8.2011 bei jedem Wetter 20 Uhr.

Saloppe, Brockhausstraße 1, Karten 15/7,50 Euro, Probe 7 Euro.

http://www.serkowitzer-volksoper.de/

Bild Stiefelkater (Cornelius Uhle) und Stiefmutter/Papagena (Maria Perlt): Peter Bäumler