Lauschige Stimmung im Gutmann-Saal des Theaters, ein erwartungsvolles Publikum harrte der Musik, die da kommen sollte, nachdem Bürgermeister Dirk Hilbert die Klazzbrothers und Maria Markesini angekündigt hatte. Und sie kam, zunächst als Salsa-Version von „How deep is your love“ seitens der Klazzbrothers, die von Beginn an perfekt aufeinander abgestimmt waren. Tim Hahn am Schlagwerk, Bruno Böhmer Camacho an den Tasten und der Intendant der Jazztage Kilian Forster am Kontrabass spielten, als ob sie nie etwas anderes tun würden: Souverän und vollkommen eins mit ihren Instrumenten. Im folgenden Stück, einer Bach-Variation, die klassisch begann, um dann immer mehr dem Jazz zu verfallen, gesellten sich allmählich die ersten Gesangstöne dazu, leise gesummt und doch durchdringend klar. Maria Markesini, die Griechin, die in Holland lebt, die Pianistin, die lieber Jazzsängerin sein wollte, nahm das Publikum mehr und mehr für sich ein. Im eleganten Hosenanzug, mondän die Beine übereinander geschlagen, setzte sie sich zum Pianisten, spielte ein wenig mit, improvisierte.
Mit ihrer Stimme faszinierte sie das Publikum, die Tiefen voluminös und kraftvoll, die Mittellage hier nur gehaucht, da ungeschliffen und rau. Die Höhen fasste sie sensibel an, sang fein und sanft, mit dem Μμ eines kaum bemerkten aber wunderschönen Vibrato. Zu der erfrischenden Instrumentation der Klazzbrothers, sang sie „Never on a Sunday“, kokett und witzig, um danach den Kontrast zu wagen: Ein selbstgeschriebenes Lied, welches sich mit Rassismus auseinander setzt: „African Queen“ klang temperamentvoll, brachte Gänsehaut-Feeling in den leider nicht ausverkauften Saal. „Es gibt wenig Dinge, die mich so berühren wie der Rassismus, der in jedem von uns steckt. Ich schrieb das Lied kürzlich für eine sehr gute Freundin von mir, die schwarz ist.“ Der Respekt gegenüber jedem Menschen, sei ihr äußerst wichtig, so Markesini.
Weitere Stücke der aktuellen CD und von Filmmusik inspirierte Songs sorgten dafür, dass das Publikum die Begeisterung an der Musik zu sehen, zu hören, zu spüren bekam. In ihren Improvisationen tief versunken, oder den anderen freudig zuhörend, putschten sich die Musiker gegenseitig hoch, freuten sich an der Musik und steckten das Publikum damit an. „Ist es nicht großartig, zusammen zu sein und die Musik zu feiern?“
Nach einer Variation eines griechischen Tanzes mit Akkordeon-Tönen vom E-Piano – am Flügel saß Maria Markesini selbst – die voll rhythmischen Klatschens, Schnipsens, Schnalzens war, folgte die Pause. Nachdem sich das Publikum- nach zwanzig Minuten immer noch die griechischen Melodien summend – wieder gesetzt hatte, zeigte Maria Markesini nun den ganzen Facettenreichtum ihrer Stimme. Mal erzählte sie schlicht in einer Strophe, wie den Tieren Namen gegeben wurden, während sie sie einzigartig witzig darstellte. Dann wisperte sie wieder erotisch und voller Soul, oder brach aus in eine freie Trompetenimitation. „Lost in the Stars“ von Kurt Weill fesselte die Zuhörer, „Rolls“ aus Les Valseuses ebenfalls. In „Wondering Steps“ schafften es die Musiker, die anspruchsvolle Musik scheinbar mühelos auf die Bühne zu bringen.
Im letzten Lied „Se si bon“ versanken schließlich alle auf der Bühne in einer begeisterten Jamsession, wechselten sich Markesini und Böhmer Camacho am Flügel ab, machten fröhlich und losgelöst nur Musik. Eben stellte die Sängerin nochmals die Klazzbrothers vor, als sie an den Flügel gerufen wurde, damit Böhmer Camacho eine fixe Idee am E-Piano spielen konnte. Anhaltende Jubel- und Zugaberufe seitens des Publikums zeigten die große Begeisterung. Die Zugabe „Never on a Sunday“, natürlich mit Improvisationen, wirkte fast noch losgelöster zu Konzertbeginn, wieder glänzte Markesini. Kein Wunder, dass Richard Bona sie bat, noch länger in der Stadt zu bleiben, um auch mit ihm zu singen. Heute Abend sind beide im Societaetstheater zu erleben.