Zack, Tür auf, herein kommt so ein junges Ding und behauptet, Prinzessin zu sein. Misstrauisch stellen sie König und Königin auf die Erbs-Probe, bevor sie ihren Sohni mit der Unbekannten verheiraten. Diese Story war den Dreikäsehochs, die die Freiberger Premierenvorstellung am Donnerstag Vormittag lautstark bevölkerten, hoffentlich präsent. Denn während der Vorstellung, als so viele verschiedene Leute die Bühne bevölkerten und dann auch noch unverständlich und teilweise gleichzeitig hochdramatische Arien sangen, verlor man doch leicht den Handlungsfaden. Da half auch der sympathische Erzähler (Christian Weber) kaum, der das Personalgewusel immer einmal anhielt und den jeweiligen Stand der Dinge rekapitulierte.
Mit Ernst Tochs Kurzoper "Die Prinzessin auf der Erbse" hat das Mittelsächsische Theater erneut eine kindgerechte, aber nirgends platte Inszenierung im Programm. Erwachsene erfreuten sich eher an der anspielungsreichen Ausstattung, die das Königreich hintersinnig auf einen kleinen drehbaren Wohnkasten komprimiert, inklusive Prinzessinen-Casting im TV und einem Kühlschrank voller Dosenerbsen. Und die Erstbesucher im Grundschulalter fanden die total überdrehten und sanft aktualisierten Rollen (die ‚Amme‘ ist ein Freiberg eine Putzfrau) hörbar zum Quieken, lachten sich über die blaublütigen Eltern kaputt und fieberten mit dem keuschen Liebespaar (Miriam Sabba, Jens Winkelmann) mit. Dass für sie die gesungenen Texte, die mit Vibrato noch höchst parodistisch verbrämt wurden, unverstanden blieben, war da schnurz, geht es doch – seien wir ehrlich – den meisten Eltern in der "Traviata" genauso. Unter Ido Aras musizierte das Orchester die von Toch genial zugespitzte Musik knackig frisch und charakteristisch auf den Punkt.
Nächste Vorstellungen: 18., 22.11. (Freiberg), 26.-30.11. (Döbeln)
Eine Printfassung des Artikels ist am 12. November in der Sächsischen Zeitung erschienen. Wir danken dem Verlag für die freundliche Genehmigung, ihn hier erneut abdrucken zu dürfen.