Es gibt ja Leute, bei denen weiß die rechte Hand nicht, was die linke tut. Unkoordinierte Politik nennt man das. Aber hier soll nicht von Schwarz-Gelb berichtet werden, sondern von schwarz-weißen Tasten. Keine Parteienspende darauf, sondern die Hände eines der exzellentesten Jazzpianisten. Da stimmt das Volk mit den Füßen ab und füllt den Jazzclub Tonne, dass es in der eiskalten Februarnacht drinnen zum Schmelzen heiß wird. Den Mann am Klavier ficht das kaum an. Der schmettert die eigenen Einfälle gegen die Saiten, mischt seine Landsleute Chopin und Komeda mit rein und scheint doch noch lange nicht ausgelastet zu sein.
Dabei hat doch auch er, Leszek Mozdzer, nur zehn Finger. Starke Finger, denn vor seinem Anschlag ist keine Klaviatur sicher. Was der Mann aus dem qualitativ doch eher bescheidenen Flügel der Tonne herausholt, ist spektakulär. Spielerische Leichtigkeit, rhythmische Raffinesse und ungebremster Einfallsreichtum – natürlich wird das Instrument präpariert, bringt der polnische Weltstar ein Orchestrion zum Klingen, indem er diverse Gegenstände auf den Saiten mitschwingen lässt – das sind nur einige prägnante Merkmale des 1971 geborenen Mozdzer.
Seine Ehrerweisung an die Pianolegende Krzysztof Komeda, der in seinem allzu kurzen Leben (1931-69) vor allem durch die grandiosen Filmmusiken für Roman Polanski und Andrzej Wajda populär wurde, hat den Großteil des Abends am Montag ausgemacht. „Komeda“ heißt auch das jüngste Album von Mozdzer, sein Debüt beim Label ACT, das dieser Tage „20 Magic Years“ seines Bestehens feiert. An ausgewählten Stationen werden diese zwanzig jazzigen Jahre feierlich zelebriert; neben dem Berliner A-Trane und der Münchner Unterfahrt ist auch Dresdens Jazzclub Tonne mit dabei. Eine Woche lang geben sich dort namhafte Jazzer die Klinke in die Hand.
Für heute Abend eine unbedingte Empfehlung: Vladyslav Sendecki! Auch er stammt aus Polen, auch er hat ein grandioses Debüt bei ACT vorgelegt (Solo Piano at Schloss Elmau, 2010) und auch er zählt längst zu den Weltstars der Jazzpianisten.
Dass die Club-Tour am Freitag schon ihren Abschluss findet, liegt an der kurzfristigen Absage von Roman und Julian Wasserfuhr, die am Samstag den Schlusspunkt setzen sollten. Der Pianist Roman Wasserfuhr ist jedoch erkrankt und kann leider nicht nach Dresden kommen. So wird das italienische Aufspiel von Danilo Rea und Flavio Boltro ein würziges Finale von Klavierkaskaden und Trompetendonner setzen.