Musikalisch hat niemand etwas verpasst. Natürlich ist es immer noch besser, wenn Soldaten zu musizieren versuchen statt zu morden, gar keine Frage! Aber den „Alexandermarsch“ der ersten „Panzerdivision“ von Hannoveranern hätte ich mir freiwillig nicht anhören mögen. Dann schon eher das vermutlich erste ehrliche Wort des Kurzzeit-Präsis: „Ich hoffe, dazu beigetragen zu haben, dass ein Nachdenken über unser deutsches 'Wir' entsteht.“ Und ob, Meister Wulff, und ob! Über ein Gemeinschaftsgefühl mit solchen Versagern haben in den vergangenen Wochen viele Menschen in diesem Land nachgedacht. Und auch außerhalb deutscher Grenzen hat sich die niedersächsische Peinlichkeit – andere mögen es Berliner Niedertracht nennen – längst schon herumgesprochen. Mit bleibenden Folgen. Und die übertönte auch das gestrige Wunschkonzert des Großburgwedeler Ehepaars im Berliner Schlossgarten nicht. Das niedliche „Over the Rainbow“ wurde darin geschändet, „Da berühren sich Himmel und Erde“ gab immerhin tönenden Einblick ins Wulffsche Gemüt. Schließlich war der ungeliebteste Bundespräsident aller Zeiten der erste Kathole in diesem Amt seit dem Vielfach-Versprecher Heinrich Lübke. Aber auch er wollte Beethoven nicht schonen und ließ dessen „Ode an die Freude“ von den Militärmusikanten zelebrieren.
Wie war das noch mal mit dem Nachdenken? O ja, es ist an der Zeit. Auch, damit so etwas wie Christian Wulff nie wieder in ein steuerteures Amt geschasst wird und dieses Land beschämend repräsentiert. Großburgwedel hat ihn jetzt wieder, den 52jährigen Ruheständler. Und das ist nur gut so. Tusch! Auch ohne Trillerpfeife und Vuvuzela.
Bis nächsten Freitag –
Michael Ernst