"Beschaemend" findet der Kreuzkantor die Finanzjonglage der Stadt (Foto: PR)
Mit Bestürzung hat Kreuzkantor Roderich Kreile das Vorhaben der Stadtspitze zur Kenntnis genommen, für die Sanierung des Kulturpalastes Mittel der „Stadtstiftung Dresdner Kreuzchor“ umzuschichten. In einer heute auf einer Pressekonferenz vorgestellten Planung sieht die Stadtverwaltung die Finanzierung des Kulturpalastumbaus unter anderem durch das Kapital der „Stadtstiftung Dresdner Kreuzchor“ vor.
Der Stiftungsrat der kommunalen „Stadtstiftung Dresdner Kreuzchor“, dessen Vorsitzender der Kreuzkantor ist, hatte bislang geplant, mittels des Stiftungskapitals die dringend notwendige Sanierung des Alumnates einzuleiten. Zudem hatte er die Stadtverwaltung vor bereits über einem Jahr mit einer Prüfung beauftragt, ob die Stiftung die städtische Liegenschaft erwerben kann, um so einen erforderlichen Internatsanbau zu realisieren. Ein Ergebnis liegt bis heute nicht vor. Stattdessen wurde zeitgleich der Rückgriff auf das Grundstockvermögen der Stadtstiftung zugunsten des Kulturpalastes geplant. „Mit dem unerwarteten Vorgehen der Stadtverwaltung ist die dringende Sanierung in weite Ferne gerückt“, so Kreile in einer ersten Reaktion.
Im Alumnat, dem Internat des Kreuzchores, wohnen 90 der derzeit insgesamt 147 Kruzianer. Die Wohn- und Arbeitsbedingungen für die Internatsbewohner genügen schon seit längerer Zeit nicht mehr den heutigen Anforderungen einer Gemeinschaftsunterkunft. Seit Jahren entspricht die Anzahl der Internatsplätze nicht der tatsächlichen Nachfrage. Zudem fehlt es an hinreichenden Sanitärbereichen, an Überäumen, getrennten Lebens- und Arbeitsräumen sowie an ausreichenden Freizeitbereichen im Haus.
„Ich habe mich über Jahre für den Umbau des Kulturpalastes eingesetzt, der unserem wichtigsten musikalischen Partner – der Dresdner Philharmonie – endlich ein angemessenes Podium verschafft. Umso mehr ist es beschämend, dass nun eine Kulturinstitution zugunsten einer anderen benachteiligt wird. Damit ist die Zukunft unseres Internatbetriebes infrage gestellt. Und letztlich wird die nun heraufbeschworene Situation zulasten unserer Chorsänger ausgetragen.“
Kreuzkantor Kreile vergleicht die Bedingungen für den Dresdner Kreuzchor mit den Gegebenheiten anderer Knabenchöre in vergleichbaren Kulturstädten, wo optimale Wohn- und Arbeitsbedingungen für die Chorsänger garantiert sind. Kreile sieht nun einen deutlichen Wettbewerbsnachteil auch im Bereich der Nachwuchsgewinnung für seinen Chor.
Die Stadtstiftung Dresdner Kreuzchor wurde im Jahr 2009 als kommunale örtliche Stiftung bürgerlichen Rechts gegründet. Das Grundkapital wurde aus den Erträgen des Verkaufs der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft auf der Basis eines Stadtratsbeschlusses gebildet. Als Stiftungszweck wurde die Förderung von Kunst und Kultur festgeschrieben, der durch die Zuwendung finanzieller Mittel an den Dresdner Kreuzchor verwirklicht werden soll. Die Stiftung ist mit einem Kapitalvermögen von rund 14 Millionen Euro ausgestattet und wird als Sondervermögen der Stadt geführt. Im vergangenen Jahr erlangte die Stiftung einen Kapitalgewinn von ca. 200.000 Euro. Die Planungen der Stadtverwaltungen sehen nunmehr vor, auch diese Erträge des Kapitalvermögens als Betriebskostenzuschuss dem Kulturpalast zuzuführen.
An seinem Ziel, die Lebensbedingungen für die Kruzianer im Chorinternat auf absehbare Zeit wesentlich zu verbessern, hält Roderich Kreile dennoch fest. „Ich erwarte hier ein sofortiges Gespräch mit der Oberbürgermeisterin und den zuständigen Ressortchefs.“ Kurzfristig will der Kreuzkantor auch den Stiftungsrat einberufen.