Es war einmal ein Bauer, am Wochenende Dudelsackpfeifer, Schwanda, lebt mit seiner Frau Dorotka abgeschieden und bescheiden. Da kommt ein Landstreicher daher, der König der Diebe, Babinský. Er überzeugt Schwanda, mit ihm die Welt zu entdecken, dieser willigt ein und bald wird der Königin gefrorenes Herz wieder weich und warm. Doch der Teufel hat seine Hände im Spiel und nach vielen Abenteuern kehrt Schwanda schließlich zu Dorotka zurück.
Einfache Geschichte? Plumpe Erzählung? Nicht in der Semperoper: Am 24. März feierte die Volksoper „Schwanda, der Dudelsackpfeifer“ Premiere. Und was für eine.
Das Publikum belohnte bereits nach der Pause die kreativen Bühnenbilder, für die Arne Walther verantwortlich war, mit begeistertem Beifall. Auch Axel Köhler und Henrike Bromber, die Inszenierung und Kostüme gestalteten, hatten damit eine ausgefallen kreative Arbeit geleistet, der es auch an einer angemessenen Portion Witz nicht fehlte. Zum Schmunzeln brachte bereits die erste Szene, eine erheiternde Verfolgung, oder später ein Prostituiertenkostüm neben einer Nonnenkutte in der Hölle.
Die Semperoper entführte ihre Besucher in eine fesselnde Märchenwelt. Die Musik von Jaromir Weinberger dirigierte Constantin Trinks zackig, aber nicht gehetzt. Die Staatskapelle Dresden, hervorragend in Form, erlag diesem Dirigat und ließ die süßen, fremden Gerüche vergangener Zeiten auferstehen.
Die Darsteller blühten in ihren Rollen auf, erzählten mit Posen, Gesten, Kostüm und Mimik eine lebendige Geschichte und bewiesen, dass dazu nicht unbedingt gesprochen werden muss. Wer allerdings Worte benutzte, wusste um deren Wirkung und Bedeutung. Die Protagonisten sangen herzergreifend schön oder überzeugt schrecklich und untermalten so aufs Vorzüglichste die Profile ihrer Rollen.
Christoph Pohl sang sich als Schwanda in die Herzen der Zuhörer, Marjorie Owens als Dorotka beeindruckte besonders durch ihre voluminöse Stimme. Besonders viel Applaus erntete Ladislav Elgr in der Rolle des Babinský; er zeigte den Räuber als schelmischen, etwas egoistischen, aber auch edelmütigen Mann. Ergreifend ihre Vibrati singend profilierte sich auch Tichina Vaughn in ihrer Rolle der traurigen und später auch fröhlichen Königin.
Innerhalb der Szenen erzeugten raffinierte farbige Lichtstimmungen, kleine aber bedeutende Kostümänderungen und großartig gestaltete Bühnenbilder eine unverwechselbare, zauberhafte Atmosphäre. Diese erfüllte der Chor, der von Christof Bauer geleitet wurde, mit homogenem, eindrucksvollem, dichtem Gesang. Auf sehr abwechslungsreiche, witzige oder bizarre Art verkleidet war das gesamte Ensemble ein ständiger Hingucker.
Ob wegen der Bühnenbilder, des Lichts, des fabelhaften Gesangs, des rührenden Schauspiels oder der überaus schön musizierten, abwechslungsreichen, überraschenden und manchmal trotzdem liedhaften Musik, nur einer dieser Gründe würde für eine Empfehlung ausreichen. Da sie sich summieren, ist der Besuch fast schon Pflicht.