Er war Deutschlands ältester aktiver Ballettkritiker. Er konnte bissig sein und konnte in blühender Bewunderung schwärmen. Er war vielleicht auch einer der ältesten Blogger, denn seit über 10 Jahren veröffentlichte er regelmäßig seine Kolumne „koeglerjournal“ im Internetportal „tanznetz.de“, unterzeichnete mit „oe“ und war bald als „oe“ bekannt. Im Alter von 85 Jahren ist Horst Koegler am 11. Mai in Stuttgart gestorben. Im Krankenhaus. Der Aufenthalt dort war kurz; bis kurz vor seinem Tode war der unermüdliche tanzbegeisterte Mann aktiv und unterwegs gewesen, und hatte sicher noch so manchen Reiseplan gehabt. Dass es einmal eine letzte Reise sein könnte, das hat er gewusst, aber abgehalten hat es ihn nicht, an zwei Stöcken gehend, lange Bahnfahrten zu unternehmen.
Dresden stand eigentlich auch auf seinem Plan. Jedenfalls ließ er sich gerne berichten, was und wie hier so getanzt würde unter der Leitung von Aaron S. Watkin und Adi Luigk, den er ja aus Stuttgart kannte. Zuletzt ließ er sich knapp vom Dresdner Forsythe-Abend berichten, das war vor 53 Tagen in der Staatlichen Ballettschule in Berlin. Hier feierte er am 22. März seinen 85. Geburtstag. Bei tanznetz.de finden sich auch die ersten Kapitel der Memoiren von „oe“, die den jungen Theaterwissenschaftler nach dem Studium in Halle als Regisseur an das Theater Görlitz geführt hatten.
In einem war sich der 85jährige übrigens sicher: etliche seiner damaligen Regiearbeiten hätten nicht vor der kritischen Betrachtung des späteren Rezensenten bestehen können…
Herzlich, bis Montag,
Boris Gruhl