Angefangen hat das alles im Studentenklub Aquarium in der Nähe vom Dresdner Hauptbahnhof. Es war geradezu unterirdisch, was nicht nur aufgrund des damals – wir erinnern das Jahr 2007 – noch nicht existenten Nichtraucherschutzes in öffentlichen Räumen bemerkenswert bleibt. Geblieben ist die originelle Veranstaltungsidee, nämlich mehr oder minder Künstlerinnen und Künstler aus der recht weit gefassten Jazz-Szene in den Ring zu bitten, wo deren Musik in neuen Arrangements aufgeführt werden sollte.
Und wer hat da nicht alles mitgespielt: Große Namen und Newcomer des Jazz waren ebenso dabei wie Instrumentalisten, Gesangskünstler, Hip-Hopper, Improvisateure und DJs. Das Ring Trio selbst musiziert nach wie vor in der ursprünglichen Besetzung mit Simon Slowik an elektronischen und akustischen Tasteninstrumenten, Felix Otto Jacobi an E- und Kontrabass) sowie Demian Kappenstein an Schlag- und diversen weiteren Spielzeugen.
Und wo sind die drei von der Jazzstelle mit ihrer mal mehr und mal etwas weniger jazzigen Entourage nicht schon überall gewesen: Aus dem studentischen Gründungsort zogen sie tingelnd durch diverse Neustadt-Lokale, mauserten sich in der Scheune und sind seit Jahresbeginn nun – zumindest vorerst – im Festspielhaus Hellerau heimisch geworden. Dort musiziert das Ring Trio zum Feature-Ring vor treuem Publikum, der Umzug hat sich also schon aus Gründen der Wahrnehmung gelohnt. Und dort gab es vorigen Monat mit dem aus der Schweiz kommenden Klarinettisten Claudio Puntin als Gast eben auch die sage und schreibe 40. Folge ihrer originellen Konzertreihe.
Zum Abschied in die Sommerpause wurde nun ein klangvoller Doppelbogen gespannt. Einerseits ging es an den Ursprung der Ring-Konzerte zurück, wo die allererste Nummer vor fünf Jahren vom Gitarrenprofessor Stephan Bormann bestritten wurde, andererseits ging es nun von Dresden nach Prag und via New York wieder zurück. Denn als musikalischen Gast hatte das Ensembe diesmal David Doruzka in den Dalcroze-Saal gebeten, einen in der tschechischen Hauptstadt gebürtigen Musiker, der seine wesentlichen Prägungen allerdings in den USA erfuhr.
Dort hat er bereits mit 19 Jahren bei der Gitarrenlegende Pat Metheny sowie bald darauf bei Herbie Hancock, Joshua Redman und Django Bates in die Lehre gehen dürfen, dort hat er auch den schwarzen Einflüssen dieser Musik nachspüren können und musste erfahren, dass weiße Kollegen bestenfalls eine Ahnung, ein Gespür davon aufzeigen und vermitteln werden. Dennoch ist deutlich zu hören, dass er diese Lehrzeit sehr gründlich verinnerlicht hat. Unverwechselbare Akkorde, nach Auflösung drängende Intervalle, geschmeidiges Hochschrauben sehnsuchtsvollen Klangmaterials, virtuose Fingerfertigkeit sowohl an der elektronischen als auch an der akustischen Gitarre zeichnen Doruzka als einen gelehrigen Schüler mit durchaus eigenen Potentialen aus.
Die nämlich hat er in seinem Dresdner Ring-Konzert in einer Reihe von eigenen Titeln unter Beweis gestellt. Darin faszinierte David Doruzka mit geradezu klassischer Formenstrenge und exorbitanten Ausbrüchen, die vollendet virtuos waren und dennoch wie frei improvisiert wirkten. Da gab es weder Berührungsangst noch Scheu vor dramatischem Schwulst oder gefühligem Schönklang. Was mitunter so artifiziell konzipiert wirkte, kam beim Publikum wunderbar an.
Nun hat für den Jazz das große Schweigen in Hellerau begonnen. Doch die Veranstalter vom Feature-Ring haben bereits für den 5. September eine noch größere Überraschung versprochen. Man darf, nein, man sollte also gespannt bleiben. Muss aber für große Gitarrenkunst nicht gar so lang warten: Denn schon am Sonntag, dem 24. Juni, gibt es die tönende Begegnung mit Doruzkas Lehrmeister Pat Metheney. Der wird der erhofft großen Nachfrage wegen in gleich zwei Konzerten, die um 17.30 sowie um 20.30 Uhr beginnen, im Alten Schlachthof aufspielen.
Man sieht sich. Man hört sich.
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