Hohe Kunst, tief verwurzelt – unter diesem Motto findet vom 14. bis 23. September 2012 das Musikfest Erzgebirge statt. Für den 22. September 2012, 21 Uhr entwickelte das Musikfest Erzgebirge gemeinsam mit Deutschlandradio Kultur ein ungewöhnliches Konzertprojekt – NachtKlang. In einer deutschlandweiten Ausschreibung waren Künstler, Ensembles und Bands aufgefordert, neue Perspektiven auf die Alte Musik vor 1800 zu entwerfen und sich mit dreißigminütigen Programmen für einen Auftritt zu bewerben. Das Projekt „NachtKlang“ bietet den Künstlern einen Freiraum, in dem sich neue, überraschende und unterhaltsame Gedanken und Ideen frei entfalten können. Der ideale Ort hierfür ist der Lokschuppen Schwarzenberg, eine historische Industriehalle, liebevoll restauriert und idyllisch gelegen.
Die Festival-Dramaturgie bietet eine besondere Verbindung: Am Nachmittag des 16.9., 16 Uhr findet in Annaberg-Buchholz das „Erzgebirgische Sängerfest“ statt, bei dem stimmgewaltig die jahrhundertealte Tradition der erzgebirgischen Kantoreien gewürdigt wird. Mit einer Sonderfahrt der historischen Erzgebirgischen Aussichtsbahn kommt man dann von Annaberg direkt bis zum Lokschuppen Schwarzenberg und damit von der Feier der Tradition zu Facetten der Gegenwart und Zukunft der Alten Musik.
Was passiert, wenn typische Elemente der Alten Musik – Improvisation, Spielfreude, Quellenstudium, Innovation und Neugier – einmal mit unverstelltem Blick neu betrachtet werden? Es entstehen facettenreiche, überraschende und bewegende Interpretation von außerordentlichem musikalischem Reiz.
Vier höchst unterschiedliche Ensemble wurden von der NachtKlang-Jury ausgewählt und treten am 21. September 2012 ab 21 Uhr gegeneinander an. Das Publikum wählt dann per Abstimmung den Gewinner des Abends. Ihm winkt eine CD-Produktion bei Deutschlandradio Kultur.
Die vier Ensembles von NachtKlang sind:
ring ensemble. Das Crossoverprojekt zwischen Alter Musik und Jazz mischt Violine, Viola, Gambe und Theorbe mit Fender Rhodes, Kontrabass und Drums/Percussion. Sie nutzen die Vielzahl der Möglichkeiten neuer Klangfarben und Ausdrucksformen und erschaffen einen eigenen Stil mit bauchigen Rhythmen und poetischen Melodien. Zunehmend tasten sie sich in elektronische Klangwelten vor. Für NachtKlang steht eine Uraufführung an: die barocke sechssätzige Suite mit ihren perfekt ausbalancierten Tempi und Taktarten ist die Grundlage für eine neu geschaffene „Club Suite“.
Ensemble Nu:n. Die älteste überlieferte Instrumentalmusik stammt aus dem 13. Jahrhundert und ist im Manuscrit du roi zu finden. Die ursprünglich mündlich tradierten einstimmigen Melodien wurden – ungewöhnlicherweise – zwischen 1290 und 1300 von einem Mönch notiert. Für die drei Jazz- und Weltmusiker des ensemble nu:n erscheinen diese Überlieferungen wie ein Zeitfenster, das den Blick auf die eigenen musikalischen Ursprünge frei gibt. Falk Zenker (Gitarre), Nora Thiele (Percussion) und Gert Anklam (Saxofon) interpretieren mit der Freiheit von Jazzmusikern, mit Abenteuerlust, Mut und Entdeckerfreude diese über 700 Jahre alten Melodien und verschmelzen sie mit Bach, Mussorgsky, mediterraner Musik, Blues und Jazz.
BarockLounge. In ihrem Duoprojekt mit dem Berliner Elektronikkomponisten, Soundforscher und DJ Johannes Malfatti erkundet die Barockgeigerin Nadja Zwiener die Erweiterungs- und Zukunftsmöglichkeiten des Barockgeigenrepertoires: Musik des 17. Jahrhunderts von Thomas Baltzar, Johann Joseph Vilsmayr und Heinrich Ignaz Franz Biber bildet die Grundlage für vielfältige Spiegelungen, Klangerweiterungen und Soundexperimente. Dabei wird die Barockgeige mikrofoniert und elektronisch verstärkt. Mit den Sounds und Samples aus dem Computer entwickelt sich im Konzert ein inspirierendes und vielfältiges Duett auf Augenhöhe zwischen zwei ganz unterschiedlichen Musikern, Instrumenten und Epochen.
Wirbeley gründete sich 2010 mit dem Ziel, Musik verschiedener Zeit und Herkunft aus heutiger Perspektive mit hohem kammermusikalischem Anspruch und Improvisationslust zu vereinen. Sie führen Lieder der Troubadoure, Trinklieder der Renaissance, höfische Tafelmusik des Barock, Tänze der Welt u.v.a. im Gepäck und verquicken und verwirbeln diese mit eigenen Arrangements. Allein das Instrumentarium erscheint schon als spannende Mélange: Flöte, Horn, Akkordeon, Schalmei, Geige, Zink, Trompete, Gitarre, Bratsche… Wirbeley nennt ihre Musik „barrierefreie Volksmusik“. Auf jeden Fall ist es grenzenlose Unterhaltung – ganz im Sinne einer lebendigen Alten Musik.
Erhältlich sind die Karten unter www.dresdenticket.de/ 0351.86 27 390, shop.freiepresse.de/ 0800 80 80 123.