Wie die Stadt Dresden heute vermeldete, steht Anselm Rose für eine Verlängerung seines Intendantenvertrages über 2014 hinaus nicht zur Verfügung. Der Zeitpunkt, so steht es in der Meldung, sei "für das Haus insofern günstig, als die große Aufgabe des Konzertsaalprojekts, das er initiiert und entwickelt (habe), auf gutem Wege sei und sich das Orchester unter der Leitung seines Chefdirigenten nun einer neuen künstlerischen Ausrichtung zuwenden könne."
Für eine Bilanz von Roses Dresdner Zeit ist es zu diesem Zeitpunkt eindeutig zu früh; warten doch noch zwei reguläre Spielzeiten auf den Intendanten, die er nun als lame duck absolvieren muss – wenn er denn tatsächlich seinen Vertrag bis 2014 erfüllt. Schwer wiegt, dass es Anselm Rose in seiner Zeit als Philharmonieintendant über die kleinlaute Verwaltung des künstlerischen Status Quo bisher kaum gelungen ist, künstlerische Akzente zu setzen. Frühbeck de Burgos' Vorliebe für das romantische Repertoire nahm er klaglos hin und ließ sich die Programme quasi vom Dirigenten vorschreiben, obwohl dieses Repertoire nicht eben das Kerngeschäft des Orchesters ist. Michael Sanderling musste das niemand sagen; er hat in der kurzen Zeit, in der er dem Orchester vorsteht, geschickt Schwerpunkte gesetzt, die denen seines Vorgängers oft diametral entgegenstehen, und die auch die bisherige Arbeit Roses nicht eben in gutem Licht dastehen lassen.
Unglücklich war Roses Handeln mindestens in der "Pauker-Affäre" zu nennen (s. z. B. "Philharmoniker paukt sich aus dem Orchester", Sächsische Zeitung v. 4.2.2011). Aber auch sonst hatte man das Gefühl, der Intendant sei eher ein Getriebener seines Arbeitgebers als einer, der selbst agiert. Es ist ihm in den letzten Jahren jedenfalls nicht gelungen, der Öffentlichkeit die positiven Argumente des Konzertsaalprojekts glaubhaft zu vermitteln. Die Philharmonie scheint unter den Plänen eher zu leiden als sie zu begrüßen. Die quasi obligatorischen Kostensteigerungen der nächsten Zeit werden der öffentlichen Meinung über dieses Projekt genausowenig zuträglich sein wie der ebenso zwangsläufig erscheinende Zeitverzug. Und das alles für ein Projekt, von dem der neue Chefdirigent der Staatskapelle unlängst unmissverständlich sagte, es sei wohl "schwierig, innerhalb einer vorgegebenen Hülle einen akustisch einwandfreien Saal zu errichten"?
Eine neue künstlerische Ausrichtung braucht das Orchester tatsächlich ganz dringend; das bezweifelt wohl keiner, der den Klangkörper die letzten Jahre begleitet hat. Ob das Konzertsaalprojekt hingegen auf einem guten Weg ist, werden die nächsten Monate zeigen.