Polnische Kulturtage in Dresden. Zum dritten Mal. Bis jetzt haben sie allen Affront überlebt. Und die Chancen stehen gut, dass sie auch zum vierten Mal stattfinden werden. Die Hoffnung stirbt schließlich zuletzt. Selbst das Kraszewski-Museum muss ja die Tore noch nicht verriegeln, obwohl beinahe sämtliche Devotionalien gen Warschau heimgeholt wurden und hiesige Nachlassverwalter sich schon auf die freiwerdende Lücke im Kulturetat gefreut haben sollen.
Was Kraszewski den Literaten, ist Komeda den Jazzern. Diese viel zu früh in Kalifornien gestorbene Kultfigur des polnischen Jazz, dessen Musik es freilich bis in legendäre Hollywood-Streifen geschafft hat, wird im Nachbarland noch immer sehr verehrt, gilt vielen als ebenbürtig mit dem ersten pianistischen Säulenheiligen Frédéric Chopin. Zu Recht! Auch hierzulande hat Krzysztof Komeda zahllose Anhänger, wie erst zu Jahresbeginn das gefeierte Konzert von Leszek Mozdzer im Jazzclub Tonne bewies.
Dort stand am Wochenende, quasi als unterirdisches Gastspiel der Polnischen Kulturtage, ein weiterer Abend ganz im Zeichen von Komeda und seiner Musik. Das Miskiewisz/Majewski Quintet gab sich die Ehre und uns die Freude, am virtuosen Umränkeln von Trompete und Saxofon (Robert Lajewski und Henryk Miskiewicz), an ebenso zurücknehmendem wie aufbrausendem Tastenspiel (Wojciech Majewski, Piano), Schlagwerkswirbel (Michal Miskiewisz, Drums) und Tiefenforschen (Slawomir Kurkiewicz) teilhaben zu lassen. Ihre Auswahl an Komeda-Balladen zeigte einmal mehr, dass die Musik des großen Pianisten und Komponisten lebendig ist, von ihrer Brisanz wie ihrer Schönheit nichts eingebüßt hat und nach wie vor auf fruchtbaren Boden fällt. Erst nach dem wunderbaren Katastrophen-Requiem „Night-time, Day-time“ durften die gefeierten Mannen innehalten. Sie haben nichts weniger als ein Denkmal in der Tonne errichtet. Den Polnischen Kulturtagen sei Dank.