Am letzten Samstag im Oktober ist er in Dresden verstorben, der Komponist Hans Werner Henze. Am ersten Montag des November wurde er in seiner nahe Rom gelegenen Wahlheimat Marino beigesetzt. Von 1961 an lebte und arbeitete der bis zuletzt unermüdliche Künstler dort in seinem Anwesen in den Albaner Bergen. Von dort aus hat er die Musikwelt oft beglückt oder auch mal verstört, von dort aus hat er sich eingemischt und dort war er zuletzt ob der Vergeblichkeit des Hoffens auf Humanismus mitunter verzweifelt. Dass er dort, arbeitsam nicht nur musikalisch, sondern auch als Genussmensch mit eigenem Olivenanbau, im Laufe der vielen Jahre längst eine Aura um sich geschaffen hat, zeigte sich jetzt noch einmal zu Henzes Beisetzung.
Der ging ein Zusammentreffen im Kreise engster Freunden und Künstlerkollegen voraus, die sich in seiner Villa trafen. Komponisten und Dirigenten darunter, Intendanten und frühere Schüler des Meisters sowie zahlreiche Vertreter der italienischen Kulturszene zelebrierten um den aufgebahrten Sarg herum eine musikalische Feierstunde, an der auch Vertreter der Dresdner Semperoper und der Sächsischen Staatskapelle teilnahmen. Schließlich ist Henze in dieser Spielzeit Capell-Compositeur des Orchesters und mit mehreren Arbeiten aus verschiedenen Schaffensphasen im Spielplan von Ballett, Oper und Konzert vertreten.
Nach diesem sehr persönlichen Abschied mit einer Würdigung von Peter Ruzicka wurde der 1926 in Gütersloh geborene Künstler in einer Gruft auf dem Gemeindefriedhof von Marino neben seinem 2007 verstorbenen Lebensgefährten und Adoptivsohn Fausto Moroni bestattet. Zahlreiche Menschen aus dem von Trauer gezeichneten Ort, wo als Zeichen der Teilnahme die Läden der Geschäfte heruntergelassen worden sind, versammelten sich zu diesem bewegenden Abschied, bei dem ausdrücklich auf jede kirchliche Zeremonie verzichtet wurde. Lediglich Marinos Bürgermeister hielt eine Rede, der – dortigen Gepflogenheiten entsprechend – nach der Bestattung ergriffener Applaus folgte.
Dresdens Abschied von diesem Künstler wird am 24. November bei einem Gemeinschaftskonzert mit dem Gustav Mahler Jugendorchester in der Frauenkirche erfolgen, wo Auszüge aus Hans Werner Henzes „Requiem. Neun geistliche Konzerte“ aufgeführt werden.