Improvisiert wird in Dresden bekanntlich schon immer sehr gern. Seit einem halben Jahrhundert wird diese Kunst hier auch unterrichtet. Denn auch Improvisation kann man lernen. An der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber.
Aber gibt es das wirklich, Jazz an der Hochschule? Gibt es. Dresdens Jazz-Ausbildung wurde 1962 von Frank-Harald Greß gegründet und knapp drei Jahrzehnte lang von ihm organisatorisch geleitet. Sie ist die älteste Fachrichtung für Jazz an einer Hochschule Europas. Langjähriger künstlerische Leiter war Günter Hörig, einst Chef der legendären Dresdner Tanzsinfoniker. Nach 1989 übergab er die Position an den international renommierten Jazzschlagzeuger Günter Baby Sommer, der einst im ersten Jahrgang der Dresdner Jazzausbildung selbst studierte. Aktuell liegt die künstlerische Leitung in den Händen des Gitarristen Ralf Beutler.
Im Studiengang Jazz/Rock/Pop wird seit seiner Gründung ein vernetztes Ausbildungskonzept mit der Möglichkeit zur Spezialisierung und individuellen Entwicklung von Künstlerpersönlichkeiten betrieben. Die Öffnung der Jazzausbildung von den verschiedenen Stilen des Jazz in Richtungen wie Neue Musik, Rock/Pop, improvisierte Musik, Klassik und Kammermusik spiegelt sich unter anderem in der Bandbreite der Ensembles und in besonderen Studienfächern wie dem Studiengang Komposition Jazz/Rock/Pop und dem europaweit einzigartigem Studienangebot für Akustische Gitarre wieder. Dresdens Hochschule bietet neben dem Bachelorstudiengang Masterstudiengänge für alle Hauptfächer – als Besonderheit auch für Hammondorgel – an.
Typisch für die Jazzausbildung bei Carl Maria von Weber ist ein zweigeteiltes Ausbildungskonzept. Neben der künstlerisch-stilistischen Ausbildung gilt der Entwicklung spieltechnischer Grundlagen unter Einbeziehung klassischer Traditionen besondere Aufmerksamkeit. Beispielhaft wird dies etwa in den Studienfächern Jazz-Trompete, Gitarre und Saxofon praktiziert.
Eine fundierte Vorbereitung auf das Musikstudium Jazz bietet das mit der HfM verbundene Landesgymnasium durch eine umfassende Instrumental- und Theorieausbildung für alle Hauptfachinstrumente ab der 5. Klasse.
Einzigartige Erprobungsmöglichkeiten in der Praxis erhalten die Studiosi in der vitalen Club-Szene Dresdens, wo sie nicht nur eigene Auftritte absolvieren, sondern auch Gastkonzerte renommierter Künstler aus dem In- und Ausland wahrnehmen können. Dank einer Kooperation zwischen Hochschule und Jazzclub Tonne gibt es regelmäßig sogenannte Vocal Nights, ein klingendes Vorbild, das inzwischen auch von Instrumentalklassen aufgegriffen worden ist.
Wer das Glück hat, am Samstag das Konzert zum halben Jahrhundert besuchen zu können, darf sich auf Begegnungen mit Meistern der ersten Stunde ebenso freuen wie auf herausragenden künstlerischen Nachwuchs. Dozenten wie Matthias Bätzel, Stephan Bormann, Toll Brönner, Sebastian Merk, Günter Baby Sommer, Finn Wiessner werden gemeinsam mit ihren studentischen Zöglingen musizieren. Und der Bassist Ton Götze erhält bei dieser Gelegenheit eine Honorarprofessur der verdienstvollen Einrichtung.
Alles Gute für die nächsten fünfzig Jahre!
Hier aber erst einmal bis nächsten Freitag –
Michael Ernst