Es ist mindestens fünf vor zwölf und bald schlägt es dreizehn. Da ist es nicht an der Zeit, Rückschau zu halten, da blickt man nach vorn und darf sich was wünschen. Dreizehn Wünsche für Dresden zum Beispiel.
1. Musik in Dresden. Nicht nur auf diesen Seiten, sondern in einem geeigneten Saal. In einem Konzerthaus? Das hätte 2012 eröffnet werden können. 2013 wird gewiss kein Grundstein dafür gelegt werden. Geht die Musik in Dresden also weiter hausieren?
2. Musik in Dresden. Vielleicht in einem guten Konzertsaal? Binnen Jahresfrist wird sich da keine Lösung finden. Ob wenigstens mal ein Schritt gewagt wird? Die Damen und Herren der Stadtverordnerei sind mal wieder gefragt.
3. Musik in ganz Dresden. Die Philharmonie tourt momentan durch die Stadt, musiziert oft in ausverkauften Sälen. Deren Platzkapazität ist allerdings sehr begrenzt. Was aber kein Grund dafür ist, dass es an jüngerem Publikum oftmals stark mangelt. Merke: Es genügt nicht zu twittern, man muss auch überzeugen.
4. Musik von und mit Dresdnern. Wenn man in die Abgründe des Heinrich-Schütz-Konservatoriums oder des Kreuzchores blickt, schwant einem nichts Gutes. Will sich die Stadt mit den über Jahrhunderte gewachsenen Kulturgütern und -institutionen schmücken oder meint es die amtierende Oberbürgermeisterin tatsächlich ernst mit ihrem dynamischen Bekenntnis zur „Sportstadt“ im Elbtal?
5. Musik im Kulturkraftwerk. Endlich würde sie eine Bresche schlagen über den Theaterplatz weit hinaus. Die Hochschule für Musik »Carl Maria von Weber« liegt nicht an der Stadtgrenze, sondern ganz nah an der Mitte. Das schreit nach neuen Verbindungen!
6. Musik in den Kindergärten und Schulen. Denn Menschen, die beizeiten die Ohren öffnen, Horizonte erweitern, musisch nach Ausdruck suchen, die sind auch in Zukunft flexibel und offen mit eigener Meinung. Und strahlende Kindergesichter, die von emotionaler Begeisterung ausgelöst sind, können überall auf der Welt Herzen öffnen.
7. Musik aber auch an den Grenzen der Stadt. Selbst wenn Staatsoperette und Theater der Jungen Generation irgendwann eines fernen Tages ihre maroden Spielstätten werden räumen können (und zwar nicht, weil die Baufälligkeit Fortschritte macht, sondern weil endlich eine adäquate Alternative da ist!), dürfen die Randbezirke Dresdens kulturell nicht noch weiter veröden.
8. Musik mit Mut zu neuen Ideen. Warum nicht mal Chorsingen in Cotta? Ein Gitarrenfestival in Gorbitz? Polka in Prohlis? Oder Straßentanz in Striesen? Und sowieso immer wieder Flashmobs vorm sogenannten Kulturrathaus.
9. Musik über die Grenzen der Stadt hinaus. Die in wenigen Tagen eröffnende Richard-Wagner-Gedenkstätte in Graupa sollte dafür nur ein Beispiel von vielen sein. Direkte Klangverbindungen gibt es auch zum Meeting Point Music Messiaen in die Doppelstadt Görlitz / Zgorcelez sowie zu den Internationalen Schostakowitsch Tagen Gohrisch.
10. Musik nicht nur als Abrechnungspauschale. Es ist doch ein deutliches Zeichen, dass die als abzockender Krake verschrieene Gema mit ihrer revolutionär neuen Selbsterfindung ihres Abgabensystems gründlich gescheitert ist, selbstbewusst aber schon die nächste Runde des undurchsichtigen Handaufhaltens angedroht hat.
11. Musik nicht nur aus der Konserve. Viele der kleinstaatlichen Gesetzgeber ahnen ja gar nicht, dass sie mit ihrer Haushaltspauschale für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk grobes Unrecht veranstalten. Mehr und mehr Menschen verweigern sich aus hygienischen Gründen den Angeboten des Fernsehens. Werden aber schon bald unabhängig davon drastisch bestohlen. Und dann machen wir uns alle mitschuldig am Müll aus den Bildschirmen.
12. Musik als Allgemeingut. Wer Noten lesen kann, wird besser zuhören können, wer besser zuhört, wird genauer werten und einschätzen können.
13. Musik, Musik, Musik. Lernen und mitmachen, zuhören und weitergeben. Musik kann so ansteckend sein.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen Jahresausklang nicht mit Krach, sondern mit guter Musik. Alles Gute für 2013!
Bis nächsten Freitag, recht herzlich –
Michael Ernst