Wagners Geburtsstadt hat den Anfang gemacht. Leipzig hat im Jahr der vier Jubilare die erste (Achtung!) Verdi-Premiere auf die Bühne gesetzt. Das Frühwerk „Nabucco“ als reichlich hilfloses Theater im Theater in der Regie von Dietrich W. Hilsdorf. Die musikalische Leitung dieser Neuproduktion hatte Anthony Bramall, der das Gewandhausorchester zu überraschenden Höchstleistungen zu inspirieren vermochte. In der Titelpartie glänzte, regelmäßige Besucher von Dresdens Semperoper dürfte dies kaum verwundern, der Bassbariton Markus Marquardt als Gast.
Doch schon bald folgt der „Ring“ an der Pleiße. Am 19. Januar ist es soweit. Wer nun auf eine wie auch immer geartete Nachfolge von Joachim Herz' ureigentlichem „Jahrhundert-Ring“ aus den Jahren 1973-76 hofft, sieht sich gelinde enttäuscht wie die Bayreuther Hügel-Pilger von 1976, denen Patrice Chéreau ein auffallend verwandtes Konzept präsentierte. Gesellschaftskritik auf der Grundlage des Rheingolds. Leipzig mag nicht daran anknüpfen und serviert nun den „Ring für Kinder“ in der zur Oper gehörenden Musikalischen Komödie. Diese Adaption von Hartmut Keil und Maximilian von Mayenburg soll eine gewaltige Schar von „Jungwagnerianern“ schon 2010 in Bayreuth begeistert haben, nun ist der wohltuend nicht „Ring for Kids“ geheißene Nibelungen-Aufguss in einer Inszenierung von Jasmin Solfaghari zu sehen. Nicht nur der Nachwuchs ist jetzt schon gespannt.
Der kommunale Slogan „Richard ist Leipziger“ wird damit zwar noch nicht wirklich inhaltsvoll, aber das kann ja noch werden. Schließlich plant die Oper Leipzig Kooperationen mit Bayreuth, will gar das Frühwerk des Dichter-Komponisten in Sachsen und Franken herausbringen. Wie mit dem „Liebesverbot“ gescheitert werden kann, haben indes schon die Landesbühnen Radebeul unter Beweis gestellt. Dort begann das Wagner-Jahr bereits Ende 2012.
In Dresden, wo bekanntlich vom Büstenhalter bis zum Teebeutel fast alles noch einmal erfunden worden ist, fand sich ein Werbeplakat-Literat, der immerhin den Spruch „Wo Wagner WAGNER wurde“ zustande brachte. Alle Achtung! Doch an der Semperoper wird ja tatsächlich schon bald der 1983 von Christine Mielitz inszenierte „Lohengrin“ wieder angesetzt. Diesmal mit Chefdirigent Christian Thielemann am Pult und Robert Dean Smith als Titelheld. Bis zum 1843 in Dresden uraufgeführten „Holländer“ (Regie Florentine Klepper, Musikalische Leitung Constantin Trinks) müssen sich Sachsens Wagnerianer freilich noch bis Mitte Juni gedulden.
Aber schon heute zum Freitag kamen Thielemann und „Lohengrin“ eng zueinander. Am Vorabend der feierlichen Eröffnung von Richard-Wagner-Gedenkstätten in Graupa – dort schuf Wagner grundlegende Skizzen zum „Lohengrin“ – bestritt der Dirigent mitsamt „seinem“ Lohengrin Robert Dean Smith das von Bettina Volksdorf moderierte Operncafé von MDR Figaro. Dieses Gespräch wird am 19. Januar ab 22 Uhr in einem Figaro Spezial im Kulturprogramm des Mitteldeutschen Rundfunks ausgestrahlt.
Am selben Abend wird erstmals das Rote Sofa im Jagdschloss Graupa aufgestellt werden. Darauf werden dann Regisseurin Christine Mielitz und Kammersänger Olaf Bär Platz nehmen, um getreu dem Motto dieses Kulturgesprächs – „Wir müssen reden!“ – auf ihre ganz persönlichen Bezüge zu Richard Wagner zu sprechen zu kommen. Für die musikalische Ausgestaltung dieses Abend sorgen mit Wolfgang Hentrich (Violine) und Isang Enders (Violoncello) zwei ausgewiesene Kapazitäten ihres Fachs. Am Klavier begleitet Natalia Posnova. Beginn 19 Uhr.
Wenn es nun ausnahmsweise mal heißt, bis nächsten Samstag, dann dürfen Sie das ruhig ganz persönlich nehmen. Sehen wir uns in Graupa? Sogar die Website der neuen Gedenkstätte ist jetzt endlich online.
Ich würde mich freuen, ganz herzlich –
Michael Ernst