Leuchttürme dürfen nicht eitel sein. Würden sie nur sich selbst beleuchten, hätten sie jeden Zweck verfehlt, wären überflüssig wie – um nur ein Beispiel zu nennen – ein ehedem punktierter Verband namens FDP (aber der leuchtet ja gar nicht?, auch wieder wahr). Oder von mir aus wie das soundsovielte Steuergesetz des deutschen Finanzministeriums. Eitel Blendwerk.
Leuchttürme jedenfalls müssen ausstrahlen, sollten senden und leiten. Und wenn sich im deutschen Kulturalltag Leuchttürme besonderer Förderung erfreuen dürfen, dann auch, weil damit die Aufgabe verbunden ist, in die Umgebung hineinzuleuchten. Der Sächsischen Staatskapelle gelingt dies mal in Gohrisch, mal in Görlitz, mehrfach im Jahr aber auch auf nationalen oder gar internationalen Tourneen. Besonders auffällig ist so eine Tour, wenn es sich um mehrwöchige Konzertreisen handelt. Oder um einen eintägigen Ausflug.
Bevor also gebarmt wird, was aus den heimischen Palmsonntagskonzerten werden soll, wenn die Kapelle nun zum Orchester der Salzburger Osterfestspiele avanciert (man hätte sich ja auch mitfreuen können, oder sich fragen lassen, was „Palmsonntage“ im heutigen Kalendarium noch zu suchen haben), darf heimlich und tränenreich an der Frage geübt werden, was denn bitteschön eine Wagner-Gala der Dresdner in Baden-Baden soll?! Am Sonntag gastierte die Staatskapelle tatsächlich mal wieder im Festspielhaus der Stadt an der Oos und bot unter Christian Thielemann einen puren Wagner-Abend.
Was haben aber Baden-Baden und Wagner miteinander zu tun? Weniger, als sich der Dichter-Komponist einst gewünscht hat; mehr jedoch, als selbst manch Wagnerianer heute gemeinhin denkt. Zugegeben, das Stadtmarketing der kleinen Bäderstadt hat sich keinen dummen Spruch ausgedacht, um die teuer kurenden Gäste von dessen Kunst zu überzeugen. Die Tickets verkaufen sich restlos auch so. Aber der umtriebige Meister des Rings hat lange vor Bayreuth von einem Festspielhaus am Rande des Schwarzwalds geträumt und darauf gehofft. Grüne Hügelchen hat Baden-Baden ja ebenfalls genug.
Es kam aber anders, und ganz Franken freut sich darüber. Ganz Franken? Nun ja, wer keine Karten für das Geburtstagskonzert zum 200. von Richard Wagner bekommen hat, dürfte sich grämen. Denn da spielt, just zum 22. Mai 2013, das Orchester der Bayreuther Festspiele ein hochkarätiges Wagner-Programm, ebenfalls unter Thielemann und mit zahlreichen Kapellmitgliedern. Was für ein Sendungsbewusstsein! Ist das nicht die vornehmste Aufgabe von Leuchttürmen? Zugegeben, Vergleiche wie oben, die hinken. Doch während die FDP (mit derzeit bundesweit etwa so vielen Mitgliedern wie Baden-Baden Einwohner hat) kräftig dabei ist, sich selbst abzuschaffen, blüht die Finanzgesetzgebung erbarmungslos auf.
Was das nun wieder mit Wagner zu tun hat? Gar nichts, oder? Warten Sie's ab, bis nächsten Freitag!