Christian Thielemann hat zugegeben, sein Alter bei Stellenbewerbungen bislang falsch angegeben zu haben. Zwar stimme der 1. April – allerdings wurde er bereits 1939 geboren. In Salzburg leitet der Stardirigent heute – an seinem vierundsiebzigsten Geburtstag – den "Parsifal" im Rahmen der Osterfestspiele, und hier gab er letzte Woche freimütig zu: um mit Schülerrabatt in Konzerte der Berliner Philharmonie zu gelangen, machte sich Thielemann damals flugs zwanzig Jahre jünger.
In Wirklichkeit war der Dirigent, der heute die Sächsische Staatskapelle leitet, ein Bummelstudent: zwischen 1957 und 1977 vertrödelte Thielemann insgesamt neununddreißig Semester Dirigieren an der Musikhochschule "Hanns Eisler", arbeitete nebenbei als Richard-Wagner-Double und als Barpianist in verschiedenen Berliner Etablissements. 1985 wurde er – in Wirklichkeit bereits sechsundvierzig Jahre alt – als Erster Kapellmeister an die Düsseldorfer Rheinoper berufen. Danach begann der Spätberufene seine einzigartige Karriere, die ihn über Nürnberg, Berlin und München 2012 nach Dresden führte.
In Bayreuth, wo Thielemann als Künstlerischer Leiter fungiert, kursierte das Gerücht schon länger. Seit er auf den Schülerrabatt nicht mehr angewiesen ist, nahm Thielemann auch schon mehrmals Anlauf, sein wahres Alter zu enthüllen. Er fürchtet allerdings, so gestand er in Salzburg, 2018 mit dann neunundsiebzig Jahren zu alt für die Nachfolge Sir Simon Rattles zu sein. Deswegen beharre er in offiziellen Dokumenten nach wie vor darauf, 1959 als Geburtsjahr anzugeben. (mm)