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Othello darf nicht färben

Politisches Eingreifen in die Sache von Kunst und Kultur gab es schon immer, nicht erst seit Dresdens „Csárdásfürstin“, nicht erst seit KGB-Putins „Pussy Riot“. Man denke nur an Verdis Oper „Gustave III“, die gar niemand kennt, weil sie „Der Maskenball“ heißt. Auf Drängen der päpstlichen Zensur musste das nach dem Drama von Eugène Scribe verfasste Werk umbenannt und die Handlung nach Boston verlegt werden. So ging man damals mit Königsmord um.

Aber Verdis Oper vom Mohren, die hat niemand moniert. Bis jetzt jedenfalls nicht. Erst mehr als 120 Jahre nach der Mailänder Uraufführung von „Othello“ hat die Welt bekommen, was Deutschland verdient: Die klügste Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend aller Zeiten. Sie trägt (im Gegensatz zu manch anderen deutschen Politikern) einen Doktortitel, obwohl sie lesen und schreiben kann. Abschreiben hatte sie nicht nötig. Aber darum geht es hier gar nicht. Frau Doktor kann nämlich auch vorlesen. Und sie kann Mutter, Ministerin hin oder her.

Als solche liest sie natürlich auch Märchen vor, aber nicht ohne den Versuch, die ihr eigene Klugheit einmal mehr unter Beweis zu stellen. Sexistische oder auch männliche Märchenfiguren (bei Frau Vorleserin möglicherweise eine Tautologie) werden zensiert und / oder eliminiert. Nimmt sie die Bibel zur Hand, heißt es statt „der Gott“ im Hause der Familienministerin wahrscheinlich „das Gott“. Andere Märchenfiguren werden, wenn nicht geschlechtsneutral, so doch „politisch korrekt“ umgelesen. Schröders Töchterchen (2) soll ja nicht auf dumme Gedanken kommen, wenn etwa der Vater von Pippi Langstrumpf als „Negerkönig“ daherkommt. So ein böses Wort werde synchron neutralisiert, wusste sie der staunenden Öffentlichkeit zu berichten.

Was soll nun werden aus Othello, dem Mohren, der keiner mehr sein darf? Und was aus Mozarts Monostatos? Darf „Der Zigeunerbaron“ Zigeunerbaron noch genannt werden? Und Carmen, die Schöne, soll sie nicht sterben als Tochter eines fahrenden Volkes? Sittenstreng dürften selbst die Lerchenauer im „Rosenkavalier“ ein wenig disziplinierter agieren und sich vor ihrem Auftritt wenigstens waschen. Da hätte man in der Reichsmusikkammer aber auch gleich drauf kommen können!

Oper ist schwerfällig? Mag sein. Aber wenn die rechten Persönchen erst auf den richtigen Pöstchen sitzen und was zu entscheiden haben – wer weiß, was da in naher Zukunft noch alles umgeschrieben und in Bewegung kommen wird!

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