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Ist das ironisch gemeint?

Melissa Hetherington (Foto: Jake Walters)

Das Festival „szene: England“ mit der Michael Clarke Company im Festspielhaus Hellerau zu eröffnen ist eine interessante Idee. Interessant in dem Sinn, wie Engländer für gewöhnlich das Wort „interesting“ zu verwenden pflegen: vage. Genau so bleibt Clarkes Arbeit „come, been, gone“ nämlich bis zum Schluss. 

Drei Teile, in denen man von einer Art Steigerung sprechen könnte. Muss man aber nicht. Um Dramaturgie geht es Clarke nicht. Er setzt seine Musikstücke zusammen, wie es ihm gerade passt, mit oder ohne Brüche. Was spielt das schon für eine Rolle. Clarke interessiert sich für die Aussage selbst. Seine Arbeiten sind für eine statische, steife, fast automatisiert wirkende Formensprache bekannt. So beginnt der Abend auch. Ausladend, raumgreifend und in jedem Moment ein bisschen aus der Zeit gefallen. Man muss sich bemühen, das Wort „altmodisch“ zu vermeiden. Würde man voreilige Schlüsse ziehen könnte man von einer Form der Überdramatisierung in den teilweise staatstragenden Gesten der Tänzer sehen. Böse Zungen hätten sogar ausreichend Material, das ganze als trockenes Bodenturnen abzutun. Und, ja, es ist eintönig. 

Aber Michael Clarkes Erfolg kommt nicht von ungefähr. In dieser Arbeit dauert es eine gefühlte Ewigkeit, bis endlich so etwas wie Leben in die Abläufe auf der Bühne kommt. In erhöhter Geschwindigkeit wirkt die selbe Formensprache plötzlich ganz anders. Geladen, getrieben, energisch. Dann ist der erste Teil aber auch schon vorbei. 

Bis zum dritten entwickelt Clarke nicht viel. Er stellt die Geduld des Publikums auf die Probe. Dann öffnet sich der Vorhang nur zögerlich, immer wieder gebremst. Genau so, wie sich seine Tänzer über die Bühne bewegen. Mit einem Ziel vor Augen, aber immer wieder verhaltend. Dann wird es psychedelisch. Immer mehr Kostüme öffnen die Grenzen der Geschlechter. Auch das ist bei Clarke seit Jahren Standard, wenn auch nach wie vor beeindruckend wirksam. Seine Ringelspiele mit Anfassen wirken übersichtlich. Genau das ist hier der Punkt. Clarkes vermeintlich simple Sprache täuscht über die Komplexität seiner Aussage hinweg. Alles sieht aus, wie die Variation einiger weniger Bausteine. Fertig. Alles wirkt harmlos, aber dahinter scheint etwas nur schwer Greifbares auf. Die Tänzer wirken als individuelle Charaktere mitunter, als wüssten sie etwas, das sie dem Publikum nicht verraten wollen. Emotionslose Mimik wird durch ein plötzliches Grinsen aufgebrochen, verstohlene Blicke. Eine Verschwörung. Bei einem der Abgänge kneift eine Tänzerin ihrem Kollegen beherzt in den Hintern. Da geht etwas vor sich. Die Frage ist nur, was. David Bowie singt irgendwann sein „heroes“. Heroes for just one day. Vielleicht ist es ja das.

Nächste Vorstellung: 12. April, 20 Uhr.

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